Mütter werden auf Totgeburten nicht vorbereitet

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Luzern,

Angehende Mütter werden auf die Geburt, das Stillen oder Baby-Krankheiten vorbereitet. Doch nicht auf eine Totgeburt. Eine Studie will dies ändern.

Totgeburt
In der Schweiz geschehen pro Tag ein bis zwei Totgeburten. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeden Tag werden in der Schweiz ein bis zwei Kinder tot geboren.
  • Eine Studie der Hochschule Luzern sagt: Mütter werden nicht darauf vorbereitet.
  • Die Abläufe in Spitälern seien zu wenig auf die Bedürfnisse von Betroffenen ausgerichtet.

Das Kinderzimmer ist gestrichen, das Arbeitspensum bereits reduziert, doch dann der schwere Schlag. Pro Tag erleiden ein bis zwei Mütter in der Schweiz eine Totgeburt. Doch darüber gesprochen wird so gut wie gar nicht.

Eine Studie der Hochschule Luzern greift das Thema nun auf. Denn eben das Schweigen darüber würde es den Müttern nur noch schwerer machen. Und das hat schwerwiegende Folgen.

Keine Vorbereitung in der Schwangerschaft

Aufs Jahr hochgerechnet gibt es rund 600 Totgeburten und Spätaborte in der Schweiz. Die Ursachen sind bei rund einem Drittel der Fälle unbekannt. Bei den übrigen führen Wachstumsstörungen des Fetus, Plazenta-Komplikationen oder auch Infektionen zu einer Totgeburt.

Doch in der Schwangerschaft würden Eltern kaum auf die Komplikationen vorbereitet, so die Studie.

Geburt
Mütter werden in der Schwangerschaft auf beispielsweise Stillen vorbereitet. - Keystone

Studienleiterin Claudia Meier Magistretti kritisiert: «Die Tabuisierung von Totgeburten macht die Situation der betroffenen Eltern noch schwieriger.» Fast alle befragten Mütter hätten berichtet, «dass ihnen die Verarbeitung dieser Situation leichter gefallen wäre, wenn sie besser auf ein solches Szenario vorbereitet gewesen wären».

Die Tabuisierung führe ausserdem dazu, dass sich die Abläufe in Spitälern zu stark an der Organisationslogik orientieren würden. Und somit vorbei an den Bedürfnissen betroffener Eltern. «Uns wurden Erlebnisse geschildert, die sehr verletzend für die Eltern sind und die mit relativ einfachen Mitteln verhindert werden könnten», sagt Meier Magistretti.

Begleitung der Mutter nach Totgeburt zentral

Erlebt eine Mutter eine Totgeburt, können die Folgen schwerwiegend sein. Im schlimmsten Fall entstehen posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und weitere psychische Probleme.

Die Totgeburtenrate ist seit Anfang der 1990er-Jahre relativ stabil gebliebeb. - Bundesamt für Statistik

Diese Folgen können Jahre dauern. Je nachdem, wie die Mütter begleitet und versorgt werden. Gemäss Studie ist damit das Verhalten der Fachkräfte rund um eine Totgeburt mitentscheidend. Dafür fehlen gemäss Studienautorin jedoch die Instrumente.

Darum möchte die Hochschule Luzern nun Institutionen darauf sensibilisieren und Handlungsempfehlungen erarbeiten.

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