Naturschützer ziehen ein Jahr nach Naturabkommen negative Bilanz
Schweizer Natur- und Umweltschützer kritisieren ein Jahr nach dem Weltnaturgipfel in Montreal mangelndes Engagement der Schweiz zum Schutz der Biodiversität.
Vor genau einem Jahr haben sich in Montreal rund 200 Staaten auf einen besseren Schutz der Natur geeinigt. Im Weltnaturabkommen von Montreal (Kanada) vom 19. Dezember 2022 stehen unter anderem 23 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen.
Dabei geht es unter anderem um die nachhaltige Nutzung und Wiederherstellung der Natur. Welche Fortschritte gibt es bislang?
Schweiz verwende «geschönte Zahlen»
Beim Uno-Umweltprogramm (Unep) sieht man einen wichtigen Fortschritt in der Finanzierung von Naturschutz. «Die Einrichtung des globalen Naturschutz-Fonds im August war ein wichtiger Schritt, um die nötigen Ressourcen zu mobilisieren», sagte David Ainsworth, Sprecher des Sekretariats des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Der Fonds war eines der Ziele des Weltnaturgipfels bis 2030.
Schweizer Umweltorganisationen sehen jedoch wenig Grund zum Feiern. Anstatt mit effektivem Naturschutz versuche die Schweiz, eines der wichtigsten Ziele mit geschönten Zahlen zu erreichen, schrieb die Umweltorganisation Pro Natura am Montag in einer Mitteilung.
Geringster Anteil an Schutzgebieten in Europa
Sie bezieht sich dabei auf das Ziel, 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresfläche bis 2030 wirksam unter Schutz zu stellen. Laut Pro Natura hat die Schweiz in Europa den geringsten Anteil an Schutzgebieten. Zudem rechnet die Schweiz laut der Naturschutzorganisation auch Gebiete dem globalen Ziel an, deren Schutzwirkung minim oder zeitlich begrenzt ist.
Auch die Vogelschutzorganisation Birdlife Schweiz betonte in einer Mitteilung vom Montag, dass die Schweiz noch grossen Handlungsbedarf habe. Es wären massive Anstrengungen durch Bund und Kantone nötig, um die Qualität bestehender Gebiete zu verbessern und rasch weitere Flächen für die Biodiversität zu sichern.