Polizisten schlagen Alarm: Schwere Gewalt gegen Beamte nimmt zu
Allein am letzten Wochenende wurden in der Schweiz vier Polizeibeamte verletzt. Die Hemmschwelle für Angriffe ist gesunken, sagt der Berufsverband.
Das Wichtigste in Kürze
- Am vergangenen Wochenende sind in der Schweiz vier Polizeibeamte verletzt worden.
- Tatsächlich ist der Polizistenjob gefährlicher geworden, wie der Berufsverband sagt.
- So würden mehr Menschen auch schwere Verletzungen der Polizisten in Kauf nehmen.
Vergangenes Wochenende gibt es gleich mehrere Attacken auf Polizisten: Am Samstag werden bei einer Klima-Demo in Basel drei Beamte verletzt – die Aktivisten werfen Steine und Knallkörper.
Am selben Tag greift ein Mann bei der Verhaftung einen Polizisten in Zug mit einer abgebrochenen Flasche an. Er verletzt ihn dabei an der Hand. Keine Einzelfälle – in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Angriffen.
«Schwere Verletzungen oder Schlimmeres werden in Kauf genommen»
Jetzt schlagen die Polizisten Alarm. Johanna Bundi Ryser vom Verband Schweizerischer Polizei-Beamter VSPB sagt zu Nau.ch: «Es wird öfters und mit grösserer Aggression Gewalt gegen die Polizistinnen und Polizisten ausgeübt.»
Die Straftaten hätten sich klar vermehrt. «Es kommen oft gefährliche Gegenstände zum Einsatz, wie zum Beispiel Messer oder Steine.»
Brisant: «In den letzten Jahren ist die Hemmschwelle gar so tief gefallen, dass auch schwere Verletzungen oder noch Schlimmeres ohne weiteres in Kauf genommen werden.»
Die Gründe dafür seien unterschiedlich. Einige Faktoren sind laut Bundi Ryser Alkohol, Drogen oder Gruppendynamiken. Die Denkweise sei dann: «Gemeinsam ist man stärker und mutiger, das zeigt sich zum Beispiel bei Demonstrationen oder Ausschreitungen.»
VSPB-Generalsekretär Max Hofmann ergänzt: «Generell fehlt der Respekt gegenüber den Kolleginnen und Kollegen. Es wird nicht verstanden, dass diese jeweils einfach nur ihren Job erledigen.»
Gewalt und Überstunden
Den Fachkräftemangel spürt auch die Polizei. Hofmann glaubt aber nicht, dass Gewalt gegen Polizisten ein ausschlaggebender Grund dafür ist.
Tatsache sei aber, dass die Bevölkerung zunehme, die Polizeibestände dagegen fast gleich blieben. Heisst: «Es fehlt an Personal, was wiederum mehr Arbeit und Überstunden bedeutet.»
Komme dann noch Gewalt dazu, könne das einige schon dazu bringen, einen Berufswechsel in Betracht zu ziehen.
«Polizei braucht mehr Rückendeckung»
Hofmann fordert deshalb Massnahmen von Politik und Richtern: «Sie müssten bei ihren Entscheiden bei Gewalt und Drohungen gegen die Polizei das Strafmass ausschöpfen.»
Bei neuen Gesetzen oder Aufgaben sollten sie zudem dafür sorgen, dass genügend Personal zur Umsetzung vorhanden sei.
«Die Polizei braucht mehr Rückendeckung und Anerkennung durch die Politik und Gesellschaft. Der Polizeiberuf ist kein Beruf wie jeder andere. Deshalb erfordert er auch mehr Schutz und Wertschätzung.»