Poller vor Bundeshaus: Experte zweifelt an Gefahr von LKW-Angriffen
Der Haupteingang des Bundeshauses soll mit Granitpoller vor LKW-Angriffen geschützt werden. Ein Experte zweifelt an der Bedrohungslage.
Das Wichtigste in Kürze
- 13 Granitpoller sollen künftig den Eingang des Bundeshauses schützen.
- Die Kosten belaufen sich auf 1,2 Millionen Franken.
- Für den Experten ist fraglich, «ob die Gefahr von LKW-Angriffen real ist».
Bereits im August wurde bekannt: Der Haupteingang zum Bundeshaus soll mit Pollern gesichert werden. Seit dieser Woche ist klar, wie das Projekt aussieht.
Die Baupläne zeigen: 13 Granitpoller und vier Metallpfosten sollen in Zukunft auf dem Trottoir beim Parlamentsgebäude stehen. Damit soll gemäss Fedpol der Bedrohung durch Terrorismus getrotzt werden.
«Der Baustart ist für Sommer 2020 geplant, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Franken», geben die Parlamentsdienste auf Anfrage bekannt.
Doch geht es nach einem Sicherheitsexperten, hätte man diese Millionen wohl nachhaltiger investieren können.
Experte: «Fraglich, ob Gefahr von LKW-Angriff real ist»
Für Dirk Baier, Experte für Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, bieten diese Poller «durchaus einen effektiven Schutz gegen solche Angriffe». In Vergangenheit hätten solche Poller der hohen Energie eines fahrenden LKWs nicht standgehalten. «Dieses Problem ist aber bei den meisten Pollern mittlerweile behoben», wie Baier weiss.
Doch der Experte kritisiert: «Poller schützen im Wesentlichen nur vor einer spezifischen Angriffsform: Einem Anschlag mittels LKW.»
Aus präventiver Sicht könne man zudem anderweitige Massnahmen berücksichtigen. Etwa «indem man die Zufahrt zu bestimmten Plätzen weiträumiger absperrt, Zufahrtswege polizeilich kontrolliert oder potenzielle Gefährder stärker vom Nachrichtendienst überwachsen lässt».
Um kurzfristig Veranstaltungen effektiv vor der Gefahr eines LKW-Angriffs zu schützen seien zwar Poller derzeit die beste Möglichkeit. Doch: «Fraglich ist aus meiner Sicht, ob die Gefahr eines LKW-Angriffs auf das Bundeshaus tatsächlich real ist oder ob potenzielle Angreifer andere Strategien haben».
Karin Burkhalter rechtfertigt im Namen der Parlamentsdienste, man stütze sich hier «auf fortlaufende Gefährdungsanalysen sowie Empfehlungen des Fedpol». Über weitere Sicherheitsmassnahmen könne man keine Auskunft geben.
Bedrohung etwa durch Drohnen?
Diese Bedrohung könnte künftig etwa vermehrt von Drohnen kommen. Im August warnte die EU-Kommission angesichts der rasanten technologischen Entwicklung vor einem möglichen Drohneneinsatz für Terrorzwecke.
«Genau zu solch einer anderen Strategie könnten Drohnenangriffe angehören», meint auch Baier. Doch er relativiert, dass seines Erachtens bislang keine Terrorangriffe in der westlichen Welt mit Drohnen durchgeführt wurden.