Postauto und BLS werden bargeldlos – Konsumentenschutz besorgt
Postauto und BLS wollen das Bargeld in den nächsten rund zehn Jahren verbannen. Der Konsumentenschutz bezeichnet den Trend als «besorgniserregend».
Das Wichtigste in Kürze
- Bei BLS und Postauto wird das Zahlen mit Bargeld bald nicht mehr möglich sein.
- Der Konsumentenschutz kritisiert: Nicht jeder will digitale Spuren hinterlassen.
- Pro Senectute erklärt derweil, die Digitalisierung löse bei Senioren Respekt aus.
Nach und nach verschwindet das Bargeld – obwohl dieses bei Schweizern ein beliebtes Zahlungsmittel ist. Auch im öffentlichen Verkehr ist das ein Thema. Die SBB (Schweizerische Bundesbahnen AG) beobachtet etwa das Zahlverhalten der Kunden bis 2027 – dann will man die Schlüsse ziehen.
Derweil machen die BLS und Postauto bereits ernst: Erstere will ab 2036 nur noch digitale Fahrscheine anbieten. Billettautomaten sollen komplett abgeschafft werden. Postauto wiederum will bis zum Jahr 2035 kein Bargeld mehr auf seinen Linien akzeptieren. Billett-Käufe beim Chauffeur werden dann nicht mehr möglich sein.
Das hat mehrere Gründe – und sorgt für Kritik.
Einkassieren sorgt für Verspätungen
Postauto-Chef Christian Plüss erklärt gegenüber den «Tamedia»-Zeitungen, Bargeld trage nur noch drei Prozent zu den jährlichen Ticketerlösen bei. Somit verliere es an Bedeutung.
Zudem verweist er auf den teuren und aufwendigen Betrieb der Kassen, die regelmässig durch neue Systeme ausgetauscht werden müssen. Und dann wäre da noch die Sicherheit der Chauffeure, die durch das Mitführen von Bargeld gefährdet sei.
Die Chauffeure selbst hielten ebenfalls nicht viel vom Ticketverkauf an Bord: Denn das Einkassieren an den Haltestellen kostet Zeit, was den Fahrplan durcheinanderbringen kann.
Bargeld ermöglicht anonymes Bezahlen
Die Stiftung für Konsumentenschutz zeigt sich gegenüber den Zeitungen besorgt darüber, dass BLS und Postauto künftig auf bargeldloses Zahlen setzen. Geschäftsleiterin Sara Stalder sagt: «Je weniger Möglichkeiten es gibt, Bargeld zu nutzen, desto mehr wird Bargeld verschwinden. Das ist eine besorgniserregende Tatsache.»
Betriebe in staatlicher oder öffentlicher Hand dürften nicht mithelfen, den Trend zu beschleunigen. Ausserdem sei Bargeld ein anonymes Zahlungsmittel. Und nicht jeder ÖV-Nutzer will digitale Spuren über seine Reisen zurücklassen. Ein weiterer Punkt, der Stalder anspricht: Durch die Digitalisierung könnten undurchsichtige Tarifsysteme mit überteuerten Preisen entstehen.
Auch Pro Senectute äussert Bedenken: Die Digitalisierung löse bei Senioren oftmals Respekt oder sogar Angst aus. Aber der Aufschub von mehr als zehn Jahren sei für diese Altersgruppe wohl «zumutbar».
Postauto will nun während der Übergangsfrist ab 2026 schweizweit Tests durchführen. In diesem Rahmen soll es in Postautos Automaten geben, wo nur mit Kreditkarte oder Swiss-Pass-Billetts gekauft werden können.