R-Wert gestiegen: Waadt und Neuenburg verschärfen Corona-Massnahmen
Der R-Wert in der Schweiz steigt an, vor Weihnachten lag er knapp unter 1, bei 0,96. Westschweizer Kantone reagieren und verschärfen deshalb die Massnahmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kantone Waadt und Neuenburg verschärfen ihre Corona-Massnahmen.
- Der R-Wert stieg vor Weihnachten über den vom Bund festgelegten Wert für Ausnahmen.
- Wie sich die Festtage auf die Verbreitung des Virus auswirkten, ist noch unklar.
In der Vorweihnachtszeit haben sich wieder leicht mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert: Die Reproduktionszahl R ist in der Schweiz kurz vor Weihnachten auf 0,96 angestiegen. Der R-Wert gibt an, wie viele Personen eine mit dem Coronavirus infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. In sieben Kantonen lag der letzte schätzbare Wert über 1.
So vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag auf seiner Webseite, dass in der Waadt am 19. Dezember ein R-Wert von 1,07 vorlag, im Wallis von 1,15, in Neuenburg von 1,11, in Nidwalden von 1,07, in Uri von 1,12, in Appenzell Innerrhoden von 1,21 und im Tessin von 1,02.
Restaurants schliessen, strengere Ladenöffnungszeiten
Neuenburg und der Waadt reagieren am Sonntag auf den gestiegenen R-Wert. Denn nur Kantone mit einem R-Wert unter 1,0 dürfen einen lockeren Massnahmen-Kurs fahren. Steigt R auf über 1, müssen die Kantone den strengeren Massnahmen des Bundes Folge leisten.
Wie die Kantone Neuenburg und Waadt heute mitteilten, werden die Ausnahmeregelungen ab 19 Uhr ausgesetzt. Das bedeutet konkret: Sämtliche Läden dürfen nur noch bis 19 Uhr offen haben. Die Skilifte bleiben zwar offen, Restaurants werden jedoch geschlossen.
Wie Wirkt sich Weihnachten aus?
Die neuesten Daten zum R-Wert datieren auf den 19. Dezember – sie sind also rund zwei Wochen alt. Die grosse Verzögerung hängt damit zusammen, dass viele Fälle erst nach einigen Tagen gemeldet werden. Daher sind die Zahlen der vergangenen zwei Wochen meist etwas tiefer als tatsächlich.
Verlässliche Werte für R lassen sich also erst mit einiger Verzögerung berechnen. Dies ist insofern problematisch, als die Kantone erst jetzt auf eine verschlechterte Lage vor zwei Wochen reagieren. Wie sich Weihnachten auf den schweizweiten R-Wert ausgewirkt hat, lässt sich daher noch nicht genau quantifizieren.
Epidemiologen befürchten, dass die Reproduktionszahl über die Festtage weiter angestiegen ist. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes berechnet den R-Wert zusammen mit der ETH. Sie weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass der Wert über die Feiertage möglicherweise unterschätzt wurde: Während der Festtage liessen sich weniger Menschen testen.
Neue Mutation in der Schweiz bestätigt
Gleichzeitig wurde im Kanton Bern in der Nacht auf Samstag der schweizweit sechste bestätigte Fall einer Coronavirus-Mutation aus Grossbritannien bestätigt. Es handelt sich um einen neunjährigen Schüler aus London, wie die bernische Gesundheitsdirektion mitteilte. Nach Angaben des Kantons Neuenburg vom Sonntag wurde das mutierte Virus auch in Genf nachgewiesen.