Schweizer Botschafter ärgert sich über Deutsche Bahn
Der Schweizer Botschafter in Berlin bleibt mit der Deutschen Bahn stecken und twittert den Verdruss in den Äther. Doch – handhabt die SBB Verspätungen besser?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Botschafter in Berlin reiste mit einem verspäteten, vollen DB-Zug.
- Die Deutsche Bahn (DB) bot ihren Fahrgästen rund 30 Euro für das Verlassen des Zuges.
- Solche Tricks wendet die SBB nicht an.
Wir Schweizer sind stolz auf so einiges, was unser kleines Land hervorgebracht hat. Raclette etwa, Fondue auch und erst recht unsere berühmte Pünktlichkeit.
Kein Wunder, erhöht sich der eidgenössische Puls, sobald die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit Verspätung verkehren.
Schweizer Botschafter steckt im Zug fest
Manchmal ist die Verspätung allerdings nicht hausgemacht. Dann nämlich, wenn Züge zu spät aus dem Ausland über die Grenze rollen. Wer im Raum Basel pendelt, der weiss: Bei der Deutschen Bahn sind Verspätungen keine Seltenheit.
Das musste kürzlich auch unser Schweizer Botschafter in Berlin feststellen. «Ich bin ja sehr fürs Bahnfahren statt zu fliegen.» So beginnt Botschafter Paul Seger auf Twitter.
«Doch ich wäre halt schon sehr froh, wenn ab und zu mal eine Reise mit der Deutschen Bahn normal verliefe. Jetzt stecke ich in Karlsruhe fest, ‹weil sich zu viele Leute im Zug befinden›! Wer freiwillig aussteigt, kriegt 30 Euro! Toll!»
Doch zurück hinter die Schweizer Grenze. Hier kann die deutsche Verspätung Einfluss haben, weil «die SBB mit den Bahnunternehmen aller Nachbarstaaten kooperiert», wie Sprecher Daniele Pallecchi erklärt.
SBB versucht, Verspätung auszugleichen
Im Inland sollen die ausländischen Züge im Schweizer Takt fahren. «Kommen diese Züge verspätet an die Schweizer Grenze, werden sie in der Regel durch SBB-Züge ersetzt, damit sich die Verspätung nicht ins Schweizerische Bahnsystem ausweitet», erklärt Pallecchi weiter.
Manchmal geschieht das aber eben doch. Was passiert in der Schweiz, wenn der eine Zug zu spät und der nächste überfüllt ist? Auch in der Schweiz legen Sicherheitsvorschriften fest, wie viele Passagiere pro Waggon transportiert werden dürfen.
Lockt man freiwillige Aussteiger auch hier mit einem Nötli? Mitnichten. Egal, ob man aussteigt oder sitzen bleibt, bei der SBB gilt: Ab einer Stunde Verspätung kriegen die Kunden eine Entschädigung.
SBB zahlt 10 Franken Entschädigung
Bei der Entschädigung handelt es sich um den Rail Check «Sorry» im Wert von zehn (Passagiere der 2. Klasse) oder fünfzehn (Passagiere der 1. Klasse) Franken.
Der botschaftliche Ausruf «toll», trifft – zumindest im Vergleich mit der Schweizer Entschädigung – also tatsächlich den Nagel auf den Kopf. Zumindest in dem geschilderten Fall bekamen die DB-Passagiere nämlich rund dreimal so viel Geld als Entschädigung, wie es SBB-Kunden normalerweise bekommen.