Schlägerei in Spreitenbach AG von Jugendpsychologe berurteilt
Die Schlägerei der Jugendlichen in Spreitenbach AG wird durch ein Bild auf Instagram ausgelöst. Jugendpsychologe Allan Guggenbühl (64) beurteilt den Fall.
Das Wichtigste in Kürze
- In Spreitenbach AG kam es beim Shoppi Tivoli am Samstag zu einer Schlägerei.
- Ausgelöst hat den Konflikt ein Meme von Internet-Komiker Zeki (29).
- Die Rivalität zwischen Spreitenbach AG und Dietikon ZH ist allgemein bekannt.
In Spreitenbach AG sind am Samstag Jugendliche in einer Massenschlägerei mit Messern aufeinander los gegangen. Grund für den Streit soll die Rivalität zwischen Dietikon ZH und Spreitenbach AG sein. Auslöser soll ein Meme von Komiker Zeki gewesen sein.
Nau.ch: Komiker Zeki vergleicht in seinem Meme Spreitenbach und das New Yorker Ghettoviertel Bronx. Und deswegen kommt es zu Messerstechereien. Wie erkären Sie das Verhalten der Teenies?
Allan Guggenbühl: Die beiden Orte weisen einen hohen Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf. Diese orientieren sich stark nach lokaler Identität. Sie wollen so ihre Heimatlosigkeit demonstrieren. Sie konstruieren ihre Identität über ihre Wohngemeinde.
Nau.ch: Die Jugendlichen in Dietikon ZH fühlen sich provoziert. Sie wollen «krasser» sein als die Teenies in Spreitenbach AG.
Allan Guggenbühl: Sie wollen sich als sogenannte Underdogs zeigen. Sie identifizieren sich mit der Ghettojugend aus der Bronx. So schliessen sie sich einer grösseren Bewegung an.
Nau.ch: Kennen Sie noch andere Beispiele?
Allan Guggenbühl: Ja. Es gibt ähnliche Fälle in andere Städten. In Burgdorf BE haben sich Jugendliche vor rund zehn Jahren durch ihre Jacken identifiziert. Drangen sie in das Territorium einer anderen Jugendbande ein, mussten diese ihre Jacken ausziehen. Oder in Bern durften die Jugendlichen nicht mit falschen Turnschuhen in bestimmte Quartiere. Taten sie es, wurde dies als Provokation angesehen. Es kam zu Auseinandersetzungen.
Nau.ch: In Spreitenbach waren nur junge Männer dabei. Greifen auch Frauen zum Messer?
Allan Guggenbühl: Nein, bei Frauen stehen eher Mobbing, Ausgrenzung und Diebstahl im Vordergrund.
Nau.ch: Die beteiligten Jugendlichen decken sich nach der Messerstecherei gegenseitig. Alle schweigen. Die Polizei kriegt kaum Informationen. Gehört das zu diesem «krassen» Getue dazu?
Allan Guggenbühl: Man verrät sich nicht gegenseitig. Das gehört sich nicht. Man will keine «Ratte» sein. Das hat auch mit der Ehre zu tun.