Krebs

«Schockiert»: Floristin nach Todesfall wegen Pestiziden besorgt

Karin Aebischer
Karin Aebischer

Zürich,

In Frankreich stirbt ein Kind an Krebs, weil die Mutter in der Schwangerschaft mit Blumen-Pestiziden in Kontakt war. Der Fall rüttelt auch in der Schweiz auf.

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Der Fall aus Frankreich beschäftigt auch die Floristinnen und Floristen in der Schweiz. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Frankreich wird eine Mutter für den Krebstod ihres Kindes (†11) entschädigt.
  • Denn sie war als Blumenhändlerin während der Schwangerschaft Pestiziden ausgesetzt.
  • Der Fall rüttelt auf. «Wir diskutieren fast täglich darüber», so ein Zürcher Florist.

Ein Mädchen stirbt in Frankreich mit elf Jahren an einer seltenen Leukämieerkrankung. Das war 2022. Nun, zwei Jahre später, erhält die Mutter 25'000 Euro (rund 23'380 Franken) aus dem Entschädigungsfonds für Pestizidopfer.

Denn: Die Frau war als Blumenhändlerin während ihrer Schwangerschaft Pestiziden ausgesetzt.

Hast du dir beim Blumenkauf schon mal Gedanken über Pestizide gemacht?

Der Pesticide Victims Compensation Fund geht somit davon aus, dass die Krebserkrankung des Kindes dem Beruf der Mutter geschuldet war. Das berichten diverse Medien in Frankreich.

Es gibt gemäss dem Fonds vier weitere Fälle, bei denen ein solcher Zusammenhang festgestellt werden konnte.

Floristin: «Der Gedanke daran ist fürchterlich»

«Ich bin schockiert», sagte eine 30-jährige Floristin aus Freiburg zu Nau.ch. Die Fachfrau ist – inklusive Lehre – seit 14 Jahren in diesem Beruf tätig. Und sie hat zwei Kinder im Alter von 1 und bald 3 Jahren.

«Der Gedanke daran, dass ich meinen Kindern unter Umständen damit geschadet habe, ist fürchterlich», sagt sie.

Doch deswegen nun den Beruf verlassen will und kann sie nicht. Zudem hofft sie, dass die Branche nun nicht zu sehr darunter leidet. «Ich hoffe, dass sich dies jetzt nicht noch auf die Kaufmoral der Kunden überträgt», so die Floristin.

«Dieser Fall ist tragisch. Er beschäftigt und berührt uns», sagt Paul Fleischli, Geschäftsleiter bei Blumen Krämer in Zürich. Die Belegschaft des Traditionsbetriebes diskutiere momentan fast täglich darüber.

Doch Fleischli relativiert die Gefahr. Zum einen sei die Frau als Blumenhändlerin viel häufiger mit Blumen in Kontakt gekommen als eine Floristin.

Zum anderen sei in den vergangenen zehn Jahren – also seit die Französin mit dem später erkrankten Kind schwanger war – viel passiert. «Viele Insektizide und Pestizide sind heute verboten», sagt er.

Damals seien die Auflagen noch viel weniger streng gewesen, so Fleischli. So müssten die Blumen an der grossen Börse in den Niederlanden heute unter anderem bestimmte Zertifikate aufweisen, um überhaupt importiert werden zu können.

Floristen stehen in einem Spannungsfeld

In der Firma selber setzte man sich nicht erst seit diesem Fall, sondern schon länger mit dem Thema Schutz vor Pestiziden auseinander. «Wir schauen genau hin und besuchen unsere Lieferanten einmal im Jahr und sind auch nach diesem konkreten Fall auf sie zugegangen.»

Doch es sei auch nicht immer einfach für die Floristen, so Fleischli. Denn sie stünden im Spannungsfeld zwischen dem Kunden, der eine makellose Rose kaufen möchte, die möglichst lange hält. Und eben dem möglichst geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Der Schweizerische Floristenverband erinnert auf seiner Webseite aufgrund der Aktualität daran, wie sich Floristen vor Hauterkrankungen und vor dem Einfluss von Pflanzenschutzmitteln schützen können.

Dort steht: Hände gut waschen. Blumen nicht gegen die Kleidung drücken. Beim Umgang mit einem Strauss nicht das Gesicht reiben.

Der Gesundheitsschutz sei seit August 2024 in den Lehrklassen verstärkt ein Thema, so der Verband.

Fleurop arbeitet an Pestizid-Datenbank

Geht es um Blumen, ist in der Schweiz der Blumenvermittler Fleurop omnipräsent. Gabi Hophan von Fleurop-Interflora Schweiz verrät gegenüber Nau.ch, dass die europäische Fleurop-Zentrale in Zusammenarbeit mit der University of Columbia eine Pesitzid-Datenbank aufbauen will. In dieser solle hinterlegt werden, in welchem Land welche Blumen wieviel Pestizide enthalten

«Das ist eine komplexe Arbeit. Doch würde sie gelingen, könnte man als weltweit operierende Fleurop-Interflora Druck auf die Blumenproduzenten ausüben. Damit künftig weniger Gift gespritzt wird. Immerhin gebe es inzwischen gute Alternativen», führt Hophan aus.

Auch immer eine Lösung gegen Pestizide: Sträusse und Gestecke mit ausschliesslich einheimischen Blumen kaufen. Fleurop biete dies seit 2022 an, so Gabi Hophan.

Diese Sträusse hätten unter anderem den Vorteil, dass die Transportwege kurz sind und viele Schweizer Blumenproduzenten auch ökologisch denken würden. Gerade, wenn es um Energie, Pestizide und Anbautechniken gehe.

Kommentare

User #1776 (nicht angemeldet)

Und Blumen kommen meist aus Holland.

User #1281 (nicht angemeldet)

seit mRNA überall krebs

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