Schüler in Wettingen AG schubsen älteren Mann – Empörung

Schulschluss in Wettingen AG: Die Schüler drängeln und schubsen einander in den Bus. Ein älterer Mann, der bei dieser Haltestelle aussteigen will, wird von den Schulkindern einfach angerempelt und aus dem Bus gedrängelt. Das Ereignis wird gefilmt und landet auf Instagram.

Das Video sorgt in der Kommentarspalte für reichlich Gesprächsstoff. «Ich bin von Wettingen und die Kinder dort sind wirklich abartig», so eine Userin. «Wissen Eltern, dass sich ihre Kinder derart respektlos benehmen?», kommentiert jemand anderes.

«Ich habe als Kind gelernt, dass man die Leute erst aussteigen lässt, bevor man einsteigt», lautet ein weiterer Kommentar.

«Solche Kinder brauchen mal eine richtige Erziehung. Ganz Ehrlich? Was machen die Eltern falsch?», fragt sich eine Person. Jemand anderes geht sogar noch weiter: «1-2 ‹Flättere› würden guttun.»

Hat man in Wettingen Probleme mit unanständigen Schülern? René Giopp, Fachspezialist Schulverwaltung bei der Gemeinde Wettingen nimmt gegenüber Nau.ch dazu Stellung: «Wir können Ihnen nur sagen, dass unsere Schülerinnen und Schüler gleich anständig sind, wie alle anderen.»

Christian Rieder von der Stiftung fit4school hat eine klare Meinung zu diesem Video: «Das Verhalten der Jugendlichen im besagten Vorfall ist erschreckend und darf keinesfalls gebilligt werden.» Jedoch könne dieser Fall zum Glück nicht als typisch für alle Jugendlichen angesehen werden, so der Leiter Corporate Communications der Stiftung, die Schüler mit gezielten Coachings und Kursen im Schulalltag unterstützt.

Rieder betont in diesem Zusammenhang: «Es ist wichtig, ein ausgewogenes Bild zu zeichnen, ohne von Einzelfällen auf allgemeine Entwicklungen zu schliessen. Viele positive Beispiele junger Menschen werden oft übersehen.»

Es bestehe allerdings die Tendenz, dass Jugendliche heutzutage mitunter weniger positive Vorbilder hätten, was sich in ihrem Verhalten widerspiegeln könne.

Doch woran liegt es, dass sich einige Jugendliche derart respektlos benehmen? Christian Rieder erklärt das Verhalten wie folgt: «In unserer zunehmend individualistischen Gesellschaft fehlen Jugendlichen stellenweise klare Orientierungspunkte in Bezug auf etablierte Normen und Werte.»

Die Erosion traditioneller Hierarchien erschwere es zusätzlich, Autorität zu erkennen und zu respektieren.

«Der Respekt in der Gesellschaft im Allgemeinen scheint nachzulassen», findet Rieder, «was sich auch auf die Jugendlichen auswirkt.» Die Herausforderung bestehe darin, dass «traditionelle Werte und Normen» durch moderne, individualistische und pluralistische Werte beeinflusst werden.

«Jugendliche interpretieren diese pluralistischen Werte oft als Recht auf eigene Forderungen, was zu Spannungen führen kann», sagt der Leiter Unternehmenskommunikation der Lern- und Coachingstiftung.

Um ein harmonisches Zusammenleben zu gewährleisten, sei ein sozialer Konsens erforderlich. Weiter brauche es gemeinsames Verständnis von Grundwerten wie Respekt und gegenseitige Anerkennung.