Schweiz: Ladendiebe werden aggressiv, wenn man sie erwischt
In der Schweiz haben 2023 die Ladendiebstähle stark zugenommen. Wer auf frischer Tat ertappt wird, reagiert laut Geschäftsbesitzerin ausserdem aggressiv.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ladendiebstähle haben im letzten Jahr in der Schweiz um 15 Prozent zugenommen.
- Die Diebe agieren in Gruppen, greifen zu, wenn niemand da ist und hauen schlagartig ab.
- Laut Geschäftsbesitzern reagieren erwischte Ladendiebe ausserdem teilweise sehr aggressiv.
Laut Kriminalstatistik gab es 2023 mehr als 24'000 Ladendiebstähle. Das ist eine Zunahme von 15 Prozent. Martin Stucki von der Geschäftsleitung des Warenhauses Loeb in Bern kann den Befund aus eigener Erfahrung bestätigen. Es werde häufiger gestohlen, sagt Stucki gegenüber «SRF».
«Wir verzeichnen deutlich mehr Diebstähle als zum Beispiel noch vor zwei Jahren.» Im letzten Jahr waren es an den drei Standorten von Loeb demnach 600 Diebstähle, nahezu eine Verdoppelung zum Vorjahr.
Wie Stucki erklärt, seien unter den Diebinnen und Dieben, die man erwische, Schweizer und Ausländer verschiedener Nationalitäten. «Sie agieren oft in Gruppen, greifen zu, wenn niemand da ist.» Zum Beispiel, wenn der Sicherheitsmann oder die Sicherheitsfrau gerade in einem anderen Stock unterwegs sei, erklärt Stucki.
«Innert kurzer Zeit nehmen sie sehr viel Ware mit und verlassen das Warenhaus schlagartig. Da ist man machtlos.» Loeb hat kürzlich auf den Anstieg der Ladendiebstähle reagiert und das Personal der Sicherheitsfirma aufgestockt. Laut Stucki reagieren nämlich auch Diebe, die angehalten werden, oft aggressiv.
«Es ist vor allem eine verbale Aggressivität. Unser Sicherheitspersonal wird massiv beleidigt und sie sind teilweise auch renitent.» Das heisst: Die geschnappten Diebe wehren sich, wollen wegrennen, sich einer Befragung entziehen oder fühlen sich gar im Recht.
«Täter gehen direkt an die Kasse und fordern Geld»
Von einer starken Zunahme von Ladendiebstählen weiss auch Anna Bähni zu berichten. Sie ist Co-Geschäftsführerin der Innenstadtvereinigung Bern City und sagt, auch andere Ladenbesitzer in der Altstadt seien betroffen.
Sie äussert sich auch zur Täterschaft und sagt, diese stamme oft aus Nordafrika. «Es gibt Täter, die auch direkt an die Kasse gehen und Geld heraus fordern. Zwar ohne Waffe, aber mit grosser Bestimmtheit und viel Druck.«
Und auch sie bestätigt: «Bei Festhaltungen kommt es auch immer wieder zu Beschimpfungen.» Für das Verkaufspersonal sei dies belastend, sagt Bähni, denn kleinere Läden hätten meist keinen Sicherheitsdienst.
«Mitarbeitende in einem Detailhandelsgeschäft sind nicht gleich geschult wie das Sicherheitspersonal. Sie können dies nicht in diesem Umfang abdecken – auch psychisch nicht.»