Schweizer Unis kassieren immer mehr Geld von UBS, Nestlé & Co.
Immer mehr Lehrstühle an den Schweizer Universitäten werden von Firmen mitfinanziert. Einige Professoren sehen darin eine Gefahr für die Bildung.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Lehrstühle an Schweizer Unis werden durch Private finanziert.
- Die grossen Firmen oder privaten Stiftungen erhalten dabei teils ein Mitspracherecht.
- Dadurch entstehe eine «Abhängigkeit», kritisiert Philosophie-Professor Andreas Brenner.
Nicht alle Lehrstühle an den Schweizer Universitäten sind durch Steuer-Gelder finanziert. An vielen Bildungsstätten sponsern private Akteure – also Stiftungen und Firmen – einzelne Professuren. Lediglich die Universitäten Fribourg, Lausanne und Lugano verzichten ganz auf die Fremdfinanzierung.
Die anderen neun Schweizer Universitäten nehmen die Spenden der Stiftungen und Firmen mit Handkuss an. Spitzenreiterin ist die ETH Lausanne, an welcher fast neun Prozent aller Professuren durch Stiftungen gesponsert sind. Auch an der Schwester-Uni in Zürich, der Uni Basel und der Uni Bern sind über vier Prozent von Privaten bezahlt.
Anstieg um 13 Prozent
Dabei waren diese Anteile nicht immer so hoch. Eine Auswertung von «CH Media» zeigt, dass es in der Schweiz mittlerweile 162 gesponserte Lehrstühle gibt. Das sind 13 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Zu den Geldgebern gehören etwa die Credit-Suisse, Pharmasuisse, Nestlé, die Mobiliar oder auch der Zigaretten-Riese Phillip-Morris. Letztere zwei sorgten durch ihre Einmischungen gar für handfeste Skandale.
Phillip-Morris durfte an der Universität Zürich darüber entscheiden, ob die Studien, die vom Unternehmen finanziert wurden, überhaupt veröffentlicht werden. Und die Mobiliar durfte an der Universität Bern mitreden, worüber bei der gesponserten Klimaprofessur geforscht wird.
Professor warnt vor «Abhängigkeit»
Solche Vorfälle kritisiert Andreas Brenner. Der Philosophie-Professor der Uni Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz sagt gegenüber «CH Media»: «Immer wenn Geld fliesst, entsteht entweder direkt Abhängigkeit oder es entsteht der Anschein einer solchen. Beides sollte unbedingt vermieden werden.»
Brenner ist einer der 27 Erstunterzeichner des «Zürcher Appells». Dieser soll die Wahrung der wissenschaftlichen Unabhängigkeit sicherstellen. «Private Finanzierung erhöht zwar teilweise das Bildungsniveau, dies aber immer zulasten der Bildung in der Breite», warnt der Professor.
Ähnlich sieht dies die Uni Lausanne, welche keine fremdfinanzierte Professuren hat. Die Institution schreibt: «Dem Spender ein Kontrollrecht über die Verwendung des gespendeten Geldes einzuräumen, ist problematisch.»
Andere hingegen sehen bei der Gutmütigkeit der Stiftungen und Firmen kein Problem – solange diese kein Mitspracherecht haben. So findet etwa Wirtschaftsprofessor Ernst Fehr von der Uni Zürich, dass es sich dabei um echte philanthropische Finanzzuwendungen handle.