Hitze und Borkenkäfer lassen Schweizer Bäume massiv leiden
Wald Schweiz, der Verband der Schweizer Waldeigentümer, ist in Sorge. Fichten und Weisstannen seien massenweise am Absterben. Der Bund relativiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Waldeigentümer sind alarmiert über den Zustand des Schweizer Waldes.
- Die Trockenheit des letzten, aber auch dieses Jahres, liesse Bäume massenweise absterben.
- Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) relativiert.
- Für die WSL ist die Situation nicht dramatisch.
2018 wurde in Schweizer Wäldern ein Phänomen festgestellt, das in dieser Art noch nie dokumentiert wurde. Bereits Ende Juli färbten sich Buchen – die häufigste Laubbaumart – braun und läuteten sozusagen den Herbst ein. Es war eine Auswirkung der ausserordentlichen Trockenheit.
Aktuell hat bereits die zweite Hitzewelle innert Monatsfrist die Schweiz im Griff. Wald Schweiz, der Verband der Schweizer Waldeigentümer, schlägt Alarm. «Nach meinen persönlichen Beobachtungen spitzt sich die Situation dramatisch zu», sagt Urs Wehrli, Leiter Kommunikation und Politik.
«Neben den Fichten, die durch den Buchdrucker befallen werden, sterben neuerdings auch massenweise Weisstannen ab.» Zudem gehe es auch den Buchen durch die Hitze und Trockenheit sehr schlecht. Im ganzen Mittelland seien absterbende Bäume zu beobachten.
Situation im Wald nicht dramatisch
Bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) tönt es nüchterner. «Landesweit gesehen ist die Situation im Schweizer Wald sicher nicht dramatisch», sagt Mediensprecher Reinhard Lässig. «Für einzelne Waldbesitzer hingegen mag das schon so sein, pauschalisieren kann man es aber keinesfalls.»
Die WSL hat erst kürzlich erste Erkenntnisse des Trockenjahres 2018 publiziert. 1'000 Buchen, welche Ende Juli bereits braune Blätter trugen, seien untersucht worden. 16 Prozent davon hätten Krankheitssymptome.
«Ein grosser Teil der 2018 durch die extreme Trockenheit geschwächten Buchen wird vermutlich absterben. In einzelnen Regionen des Jura sind viele der geschwächten Bäume, die letztes Jahr frühzeitig ihr Laub verfärbten, schon stark geschwächt oder sogar tot», so Lässig. In der Tat hat der Kanton Jura vor zwei Wochen eine Art Notstand im Wald ausgerufen.
Zu den Fichten und Weisstannen liesse sich noch nichts Konkretes sagen. Bekannt sei der Befall vom Buchdrucker beziehungsweise Weisstannenborkenkäfer.
Bäume sterben, Wald stirbt nicht
Das Amt für Wald beider Basel informierte Anfang Juli über die Folgen der Trockenheit 2018. Doppelt so viele Bäume wie zunächst angenommen seien am Absterben, so die Botschaft. Waldgebiete mussten abgesperrt werden, weil herunterfallende Totäste drohten.
Das Defizit an Wasser des letzten Jahres sei in der Tat noch nicht aufgeholt, so Reinhard Lässig der WSL. Aber: «Der Schweizer Wald wird sicher nicht sterben, einzelne Bäume an Waldrändern und auf schlecht mit Wasser versorgten Böden hingegen schon.» Ein möglicher Zukunftsweg sei es, statt einer Buche, eine Eiche zu pflanzen. Diese ist resistenter gegen Trockenheit.