Der Gartenschläfer taucht wieder in der Schweiz auf
Der Gartenschläfer ist in der Schweiz immer seltener geworden. Jetzt wurden in den Kantonen Solothurn, Bern, Wallis und Schwyz einzelne Nager nachgewiesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Gartenschläfer sind in der Schweiz selten, da der Mensch ihren Lebensraum vernichtet hat.
- Vereinzelt konnten sie aber in Solothurn, Bern, Wallis und Schwyz nachgewiesen werden.
Das aus dem Winterschlaf erwachte Nagetier Gartenschläfer ist in der Schweiz selten geworden. Dem kleinen Tier fehlt die Wildnis. In den Kantonen Solothurn, Bern, Wallis und Schwyz sind einzelne Nager nachgewiesen worden.
Im solothurnischen Büsserach wurde in einer Hochstammwiese ein kleiner Gartenschläfer nachgewiesen. Dies erstmals seit 100 Jahren, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Schlussbericht hervorgeht. Die Netdeckung läuft unter dem Projekt «Heckengeister & Klettermeister» unter der Leitung des Naturmuseums Solothurn.
Beobachtungen in Nistkästen, Dachstöcken, Ställen, Bienenhäusern und Natur sollen für den Bericht mitgeteilt werden. Dazu wurden vor zwei Jahren die Bevölkerung sowie Natur- und Vogelschutzvereine aufgefordert.
Insgesamt 2000 Meldungen
Mehr als 2000 Meldungen gingen ein – vor allem zu Siebenschläfern und Haselmäusen. Im Fokus stand jedoch der Gartenschläfer, den die Umweltorganisation Pro Natura zum «Tier des Jahres 2022» erkor. Das kleine und vor allem seltene Nagetier lebt in Baumhöhlen und Felsspalten, Mauern, Gebäuden und Höhlen. Es kommt nur in Europa vor.
Bis Ende 2021 wurden neun Gartenschläfer gemeldet. Am meisten Meldungen stammten auch dem Berner Oberland – und mitten in Nidau BE wurde ein Gartenschläfer gefangen.
Die geduldigen Tierspäher entdeckten auch in Blatten VS und in Oberiberg SZ eines der Nagetiere. In Oberiberg handelte es sich um den ersten fotografischen Nachweis eines Jungtieres seit mehr als 40 Jahren. Im Schlussbericht heisst es: «Und wo ein Jungtier ist, hat es noch weitere Tiere.»
Früher kam der Gartenschläfer häufiger vor
Im 19. Jahrhundert war der Nager gemäss Angaben von Pro Natura noch in allen Regionen der Schweiz vorgekommen. Dies noch häufiger als ihre bekannteren Verwandten, die Siebenschläfer. Seit Jahrzehnten geht der Bestand dieser Nagetiere, die bis im April jeweils im Winterschlaf sind, stark zurück.
Heute steht der Gartenschläfer deshalb aus globaler Sicht auf der Roten Liste (Kategorie «fast bedroht»), wie Pro Natura festhält. In der Schweiz gelte er noch als «nicht bedroht». Der Wald als naturnaher Lebensraum des Gartenschläfers sei unter Druck.
«Wenn die richtigen Bedingungen bewahrt oder wiederhergestellt werden, kann sich der Gartenschläfer wieder ausbreiten». Dies hält Urs Tester, Kleinsäugerexperte bei Pro Natura, in fest. Laubhäufen, Holzbeigen und alte Bäume im Garten, im Kulturland und im Wald sollten vermehrt stehen gelassen werden. So entstünden mehr Wildnis und Verstecke für den kleinen Nager.