SNB belässt Leitzins bei 1,75 Prozent

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Zürich,

Überraschung am Donnerstagmorgen: Die SNB legt eine Zinspause ein und belässt den Leitzins bei 1,75 Prozent.

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Die SNB kann eine weitere Zinserhöhung nicht ausschliessen. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SNB legt eine Zinspause ein – der Leitzins bleibt bei 1,75 Prozent bestehen.
  • Die deutlich gestraffte Geldpolitik wirke dem Inflationsdruck entgegen.
  • Zugleich rechnet die SNB mit einem langsamen Rückgang der Inflation.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sorgt am Donnerstagmorgen für eine Überraschung: Nach fünf aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen wird der Leitzins bei 1,75 Prozent belassen, wie die SNB am Donnerstag mitteilte.

Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirke dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen, erklärte die SNB am Donnerstag. Es sei aber aus heutiger Sicht nicht auszuschliessen, dass eine weitere geldpolitische Straffung nötig sein wird, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.

Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, sei die Nationalbank zudem weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. Im gegenwärtigen Umfeld stünden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund, heisst es unverändert zu früheren Aussagen.

Unterschiedliche Entscheide im Ausland

Im Juni 2022 hatte die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder etwas angezogen, danach folgten bis im vergangenen Juni vier weitere Zinsschritte.

Seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Juni ist die Teuerung in der Schweiz leicht gesunken. Sie lag zuletzt mit 1,6 Prozent wieder innerhalb des SNB-Zielbandes von 0 bis 2 Prozent.

Im Ausland haben die wichtigsten Notenbanken zuletzt unterschiedliche Entscheide getroffen. Während die US-Notenbank Fed ihre Zinspause am Vorabend verlängerte, hat die Europäische Zentralbank vergangene Woche ihre Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht.

Langsamer Rückgang der Inflation erwartet

Die SNB geht davon aus, dass sich die Teuerung in der Schweiz nach der heute kommunizierten Zinspause nur langsam zurückbilden wird. Erst ab 2025 dürfte sie nachhaltig unterhalb der 2-Prozent-Schwelle liegen.

Konkret erwartet die SNB für das laufende dritte Quartal zwar eine Inflationsrate von nur 1,7 Prozent, wie sie am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte.

Dieser Rückgang sei vor allem auf eine geringere Teuerung bei importierten Waren und Dienstleistungen zurückzuführen.

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Grund dafür sei allerdings nicht die Inflation, sagt Experte Bogdan Todic. (Symbolbild) - keystone

Doch nach diesem Rückgang kommt es laut der SNB wieder zu einem Anstieg der Inflation. Schon im vierten Quartal werde sie wieder bei 2,0 Prozent liegen und danach bis Ende 2024 in jedem Quartal über 2 Prozent. Bekanntlich peilt die SNB eine Inflation zwischen null und höchstens 2 Prozent an.

Die Gesamtjahresprognosen 2023 und 2024 lauten nun unverändert auf 2,2 Prozent. Erst für 2025 wird dann ein Wert von 1,9 statt bisher 2,1 Prozent prognostiziert. Somit liege die Teuerung am Ende des Prognosezeitraums knapp im Bereich der Preisstabilität.

Die Prognose beruht damit wie immer auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim Zinsniveau von 1,75 Prozent bleibt. Die SNB betonte denn auch in der heutigen Medienmitteilung die Möglichkeit zusätzlicher geldpolitischer Straffungen wegen des immer noch vorhandenen Inflationsdrucks.

Neue Initiative für Liquiditätsgewährung für Banken

Die SNB erweitert ihre Möglichkeiten, wie sie den Banken Liquidität zur Verfügung stellen kann. Sie will künftig allen Banken in der Schweiz bei Bedarf Liquidität gegen Hypotheken als Sicherheiten gewähren können, sofern sich diese dafür vorbereitet haben.

Die Ereignisse bei der Credit Suisse und im US-Bankensektor vor einigen Monaten hätten erneut verdeutlicht, wie wichtig es für Banken ist, punkto Liquidität vorzusorgen, sagte SNB-Vizepräsident Martin Schlegel am Donnerstag an der geldpolitischen Lagebeurteilung der Nationalbank.

«Banken jeglicher Grösse können in Situationen geraten, in denen sie rasch viel Liquidität benötigen.» Das könne durch Unsicherheit im Bankensektor entstehen, aber auch bei einer einzelnen Bank etwa aufgrund einer Cyberattacke.

Fokus auf Hypotheken

Die Initiative fokussiere auf Hypotheken, weil sie die weitaus bedeutendste illiquide Bilanzposition im Bankensystem seien, sagte der SNB-Vizepräsident. Hypotheken machen rund 85 Prozent des inländischen Kreditvolumens aus.

Damit eine Bank im Bedarfsfall Liquidität gegen Hypotheken beziehen kann, müssen diese auf die SNB übertragbar sein. Dies erfordere aber rechtliche und operative Vorbereitungen durch die Bank, betonte Schlegel. Angesichts der Vielzahl von Banken müsse die Übertragung standardisiert erfolgen. Dazu habe die SNB zusammen mit SIX Terravis einen digitalen Prozess entwickelt.

Die SNB erwarte nun von den Banken mit Hypothekargeschäft, dass sie an der Initiative teilnehmen. «Je mehr Banken diese neue Möglichkeit zum Liquiditätsbezug vorbereiten, desto grösser sind auch die Handlungsmöglichkeiten der SNB im Bedarfsfall», betonte Schlegel.

Davon profitierten nicht nur die teilnehmenden Banken selber, sondern die Schweiz insgesamt. «Die Initiative trägt auf breiter Basis zur Finanzstabilität und zur Resilienz des Bankensystems bei», gab sich Schlegel überzeugt.

Kommentare

User #1413 (nicht angemeldet)

Ich gehe mal Absaften. Das entspannt unglaublich!

User #2523 (nicht angemeldet)

Also ich mag Zinserhöhungen. Ich lasse mein Geld für mich arbeiten.

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