So trimmen Schweizer Städte ihre Strassen gendergerecht

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Genève,

In der Stadt Genf sind neu auch Frauen auf Verkehrsschildern an Fussgängerstreifen abgebildet. Ziehen nun Städte wie Bern oder Zürich nach?

Genf Strassenschilder
In Genf hängen ab sofort an Fussgängerstreifen Strassenschilder mit Frauen darauf. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Neu sind in Genf Frauen auf Verkehrsschildern an Fussgängerstreifen abgebildet.
  • Es handelt sich um eine Premiere in der Schweiz.
  • Andere Schweizer Städte versuchen anders Zeichen für die Genderneutralität zu setzen.

Genf sorgt für eine Premiere in der Schweiz: Neuerdings sind in der Stadt Frauen auf rund der Hälfte der 500 Verkehrsschilder an Fussgängerstreifen abgebildet. Ziel des Pionierprojekts ist es, die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen.

Für die Genfer Stadtpräsidentin Sandrine Salerno (SP) geht es darum, zu zeigen, dass sich die Gesellschaft entwickle, und eine Reflexion über die Stellung der Frau im öffentlichen Raum gestartet werde.

Vermehrt weibliche Strassenbenennung in Zürich

In der Stadt Zürich wurde vergangenen Sommer etwas Ähnliches gemacht: Im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums der Pride wurden farbige Markierungen, Aufkleber und Signalisationen eingesetzt und öffentliche Verkehrsmittel und Gebäude beflaggt.

Stadt Genf
Eines der neuen Schilder an einem Fussgängerstreifen in der Stadt Genf. - Keystone

Aber: «Für eine Einführung von gendergerechten Signalisierungen wie in Genf bräuchte es einen politischen Auftrag und eine vertiefte Abklärung der gesetzlichen Grundlagen und Möglichkeiten mit dem Bundesamt für Strassen», erklärt Anja Derungs, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich, auf Anfrage.

Für Zürich sei die geschlechtergerechte Gestaltung des öffentlichen Raums jedoch ein wichtiger Aspekt der Förderung der Gleichstellung. So möchte die Strassenkommission der Stadt wo möglich künftig mehr Strassen und Plätze nach weiblichen Persönlichkeiten benennen. «In Neu-Oerlikon wurden beispielsweise gezielt Frauen berücksichtigt für die Benennung neuer Strassen und Plätze, beispielsweise Sophie Täuber und Margrit Rainer.»

Strassen Gender Frauen
In Neu-Oerlikon wurde zum Beispiel eine Strasse nach Sophie Täuber benannt. - Keystone

Auch die Stadt Luzern berücksichtige nach Möglichkeit historische Frauen bei der Neubenennung von Strassen, wie Thomas Scherer von der Bildungsdirektion der Stadt Luzern erklärt. Die Idee aus Genf hätte sie aber überrascht. Luzern versuche, geschlechts- und sonst gruppenspezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen, etwa bei Projekten im öffentlichen Raum.

Tiefbauamt Bern will temporäre Signale anpassen

Die Städte Bern und St. Gallen halten sich bei ständigen Signalen im Strassenraum an die Vorgaben der eidgenössischen Signalisationsverordnung. Das Tiefbauamt Bern sei aber an einer Überarbeitung der Signaletik im Bereich der temporären Signalisationen, wie Reto Zurbuchen, Leiter des Tiefbauamts, sagt.

«Auf den – auf orangem Hintergrund gehaltenen – Signalen soll nicht mehr nur der legendäre Mann mit Hut auf die Strassenquerung oder die Umleitung hinweisen. Die temporär aufgestellten Signale sollen vielmehr die Vielfalt der Gesellschaft abbilden: So ist es denkbar, dass auch Kinder, Senioren, Rollstuhlfahrerinnen oder andere darauf abgebildet sind.»

Strassenschilder Gender
Das Tiefbauamt der Stadt Bern möchte künftig an Baustellen die Signalisationen der Gesellschaft anpassen. - Keystone

Dies entspreche der Realität auf den Berner Strassen. Wichtig sei, dass der Inhalt des jeweiligen Signals weiterhin unmissverständlich klar sei. Um der «Pluralität der Gesellschaft besser Rechnung zu tragen», werde gerade ein «Manual Baustellensignalisation» erarbeitet. Dieses müsse anschliessend zur Genehmigung vorgelegt werden, bevor es an den Baustellen in der Stadt Bern umgesetzt werden könne.

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