Sollen sich Kids an Fasnacht als Indianer und Inuits verkleiden?
Das Wichtigste in Kürze
- Die politische Korrektheit ist an der Fasnacht immer wieder Grund für Diskussionen.
- Auch die Kinder und deren Kostüme sind Teil der Debatte.
- Ein Kinderpsychologe findet, die Rassismus-Debatte gehöre nicht an die Fasnacht.
Von Jahr zu Jahr entzündet die Fasnacht eine immer stärkere Debatte. Darf man sich nun als Indianer oder Inuit verkleiden, oder sind diese verletzend? Auch die Kostüme der Kinder sind von dieser Diskussion nicht mehr ausgeschlossen. Besonders in Deutschland verbieten Kitas den Kindern, sich als ethnische Gruppe zu verkleiden.
Deutsche Kinderpsychologen sind jedoch ganz anderer Meinung. Das Verkleiden und der Spass an der Sache sollte im Vordergrund stehen, nicht die Korrektheit der Kostüme.
Rassismus-Debatte gehört nicht an Fasnacht
Der Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie (SKJP), Philipp Ramming empfindet die Debatte als schwierig. «Die Fasnacht ist das Fest der Narren, hier gilt also auch die Narrenfreiheit».
«Vielleicht ist es die Unfähigkeit der Leute, mit dem Dämonischen des Fests der Narren klar zukommen», erklärt sich der Psychologe die Aufregung. Ihn erinnere der «Terror der politischen Korrektheit» an «die spätmittelalterliche Kirche, welche Fasnacht als Fest des Teufels und dem richtigen Glauben zuwider verbieten wollte».
Denn bis ins Mittelalter war die Fasnacht als heidnischer Frühlingsanfang der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Dann deuteten sie das Fest als Vorbereitung für die Fastenzeit um.
Für Ramming steht fest: Das Fest der Narren dient dazu, Grenzen auszutesten und diese auch zu überschreiten. «Es ist sicherlich sehr viel Unrecht auf dieser Welt geschehen, doch muss man dies an der Fasnacht thematisieren?»
Kinder sollen sich frei verkleiden können
Ramming unterstützt die freie Wahl der Kinder-Kostüme. «Kinder sollen auf jeden Fall solche Kostüme tragen. Einmal im Jahr sollte man die Komplexität des Lebens vergessen können.»
Er führt weiter aus: «Wenn man solch kontroverse Kostüme verbieten möchte, sollte man durchaus konsequent sein. Dann muss man auch die typische Prinzessin oder den Cowboy verbieten.» Auch diese Gestalten hätten in der Geschichte nicht nur gute Dinge getan.
Er ist sich sicher: Wenn man mit Verboten an die Sache herangeht, bleiben bald keine Kostüme mehr zur Wahl übrig. «Es geht doch auch darum, sich mit der Vielfalt der Welt auseinanderzusetzen und andere Kulturen kennen zulernen», begründet Ramming.