Spielzeit 2021/22: Milo Rau, Dürrenmatt und viel frischer Wind
Das Zürcher Schauspielhaus hat den Spielplan für die Saison 2021/22 vorgestellt. Im Zentrum stehen der gesellschaftliche Wandel, ein starker Fokus auf Diversität und Namen wie Wilhelm Tell, Moby Dick und Orpheus.
Das Wichtigste in Kürze
- 17 Premieren, darunter ein Stummfilm, zwei Choreografien, ein Visual Poem und drei Uraufführungen: Selbst stichwortartig aufgezählt wird die neue Tendenz des Schauspielhauses in Zürich deutlich - Vielfalt ist angesagt.
Diese beziehe sich sowohl auf die beteiligten Akteurinnen und Akteure als auch die Theaterästhetiken und Repräsentationen, sagten die Co-Intendanten Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann am Mittwoch den Medien. Wie bisher wollen sie sich auch weiterhin darum bemühen, «Differenzen anzuerkennen und zu vergegenwärtigen und zugleich konkret und sinnlich erfahrbar werden zu lassen, was Menschen verbindet».
Eröffnet wird die neue Saison am 10. September im Schiffbau in der Box mit «Orpheus». Darin geht Hausregisseurin Wu Tsang der Frage nach gesellschaftlichen Sichtbarkeiten nach.
Ab März 2022 untersucht die Filmemacherin und Performance-Künstlerin anhand des amerikanischen Klassikers «Moby Dick» Rassismus und Autorität, Kosmopolitismus und Gemeinschaft, Verführung und queere Lebensarten. Gezeigt werden ihre Gedanken in Form eines Stummfilms mit dem Zürcher Kammerorchester als Live Orchester.
Die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy legt ihren Fokus dagegen auf die Mächtigen dieser Welt. Anhand von Macbeths korrupter Herrschaft macht sie in «Before the sky falls» (ab 27. Oktober) auf die autoritären Regimes der heutigen Zeit aufmerksam.
Mit der Neuinszenierung von Dürrenmatts «Der Besuch der alten Dame» eröffnet Nicolas Stemann am 17. September die Pfauenbühne - und steuert einen weiteren Beitrag zu den 2021 gefeierten «100 Jahren Dürrenmatt» bei.
Auch Regisseur Milo Rau widmet sich einem berühmten Schweizer - allerdings der ganz anderen Art. Gemeinsam mit Laien und professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern befragt er den ultimativen Freiheitshelden Wilhelm Tell, was Freiheit denn genau bedeutet. Insbesondere in einer Zeit, in der Menschen auf der ganzen Welt Gewehre, Transparente und Masken tragen.
Als Gegenpol spürt Trajal Harrell in «The Deathbed of Katherine Dunham» der afroamerikanischen Tänzerin, Choreografin, Anthropologin und Aktivistin nach, zu deren Schülerinnen und Schüler auch James Dean und Marlon Brando zählten. Der amerikanische Choreograf setzt die Fragen, die er der 2006 verstorbenen Tänzerin nicht mehr stellen konnte, ab März 2022 in der Kunsthalle Zürich in Szene.