Spitäler weisen Ambulanz mit Notfallpatient (88) ab

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Langenthal,

Ein 88-Jähriger muss wegen Atemnot von der Ambulanz abgeholt werden. Doch dann muss er im Auto warten – es gibt keinen Platz in den umliegenden Spitälern.

Ambulanz
«Wie kann das sein?», fragen sich Angehörige: Ein 88-jähriger Notfallpatient musste in der Ambulanz warten, weil alle umliegenden Spitäler überlastet waren. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 88-Jähriger aus dem Oberaargau BE leidet vergangene Woche plötzlich an Atemnot.
  • Er wird von der Ambulanz abgeholt – dann aber zunächst vom Spital abgewiesen.
  • Der Grund: Es hat weder in Burgdorf noch in anderen umliegenden Spitälern Platz.

Drama im Oberaargau: Der 88-jährige Ulrich K.* hat plötzlich Atemnot – erst wenige Wochen vorher erlitt er einen Herzinfarkt. Schnell wird die Ambulanz gerufen, die erste Hilfe leistet.

Doch als die Rettungskräfte den Patienten in die Notaufnahme des Spitals Burgdorf BE bringen wollen, werden sie abgewiesen. Es gibt keinen Platz.

Die Ambulanz telefoniert vergeblich umliegende Spitäler ab. Niemand kann den Mann aufnehmen. Schliesslich entscheiden die Rettungskräfte, ihn trotz Platzmangels nach Langenthal BE zu bringen.

«Wie kann das sein?»

Die Angehörigen des 88-Jährigen sind entsetzt. «Das hat mich schon erbost», sagt Sohn Andreas K.* zu Nau.ch.

«Wie kann es sein, dass die Spitäler keinen Platz haben für einen Notfall? Wir haben doch eines der teuersten Gesundheitssysteme», meint er.

Die Ambulanz sei aber schnell da gewesen. Sein Vater habe erst warten müssen, als er bereits im Rettungswagen war. «Die Ambulanz stand noch ein paar Minuten vor dem Haus, weil sie mehrere Spitäler abtelefonieren musste.»

Spital lässt 97-Jährige stundenlang im Gang warten

Kein Einzelfall: Nau.ch ist auch die Geschichte einer 97-jährigen Frau bekannt, die Anfang November mit gesundheitlichen Beschwerden ins Spital Langenthal gebracht wurde. Auch für sie gab es keinen Platz – sie musste sogar mehrere Stunden auf einem Bett im Gang warten.

Zum Vorfall mit der wartenden Ambulanz heisst es beim Spital Langenthal: «Aufgrund einer kompletten Belegung der verfügbaren Betten konnte kein weiterer Patient aufgenommen werden.»

In diesen Fällen werde der Patient auf dem Notfall nur erstversorgt und stabilisiert. Dann werde nach einem Ort für die Weiterbehandlung gesucht.

In Zürich sind 94 Prozent der Betten belegt

In der ganzen Schweiz fehlt Spitalpersonal. Ähnliche Vorfälle gibt es deshalb auch im Kanton Zürich, wie Ronald Alder vom Verband der Zürcher Krankenhäuser zu Nau.ch sagt.

«Bei uns sind im Durchschnitt 94 Prozent der Betten belegt – 80 Prozent wären sinnvoll.» So wäre man auch bereit für Notfälle.

Waren Sie schon einmal auf der Notfallstation?

Die Gründe für die hohe Auslastung seien vielseitig. Einerseits kämpfen die Spitäler weiterhin mit Personalengpässen. Andererseits fehlen Hausärzte, was bedeutet, dass mehr Menschen direkt ins Spital kommen. «Seit 2021 hat die Anzahl Notfälle um 17 Prozent zugenommen.»

Hinzu kommt: Die geburtenreichen Babyboomer-Jahrgänge kommen allmählich ins hohe Alter. Damit gibt es mehr Patienten, und gleichzeitig werden viele Ärzte pensioniert. Alder glaubt nicht an eine Verbesserung der Situation in naher Zukunft. «Dazu fehlt das Geld.»

*Namen geändert

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