Sprachwissenschaftler erklärt den Doppeladler

Samina Stämpfli
Samina Stämpfli

Zürich,

Der «Doppeladler» von Xhaka und Co. war dieses Jahr nicht nur wochenlang Thema, er wurde auch zum Wort des Jahres gewählt. Linguist Daniel Perrin erklärt warum.

WM 2018
Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri sorgten an der WM 2018 gegen Serbien für Diskussionen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • «Doppeladler» ist das Wort des Jahres 2018.
  • Sprachwissenschaftler Daniel Perrin erklärt, wieso.

Letztes Jahr war es #metoo, in diesem Jahr ist «Doppeladler» das Wort des Jahres. Der Doppeladler-Jubel der Nati-Spieler, Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Stephan Lichtsteiner hat nicht nur während der WM mächtig für Gesprächsstoff gesorgt. 

«Im Begriff "Doppeladler" treffen sich Kopf und Herz»

«Uns bewegt, wo sich Menschen kulturell verankert sehen, die hier leben», erklärt Daniel Perrin, Professor der Sprachwissenschaften und Leiter des Projekts «Wort des Jahres». Das Wort habe sich sehr rasch aus den Debatten zu Fussball und Sport gelöst und stehe jetzt für Themen wie «Polarisierung und Ausgrenzung, Nationalismus und die Loyalität von Doppelbürgern», so Perrin.

Professor Daniel Perrin ist Direktor des Departements für Angewandte Linguistik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Professor Daniel Perrin ist Direktor des Departements für Angewandte Linguistik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). - zvg

Der zweitplatzierte Begriff «Rahmenabkommen» zeige wiederum, dass komplexe Politik zuweilen in eine griffige Formel passe, die dann vor allem in kopflastigen Debatten aufgenommen werde. Anders beim Sportbegriff: «Beim Begriff Doppeladler treffen sich Kopf und Herz», so Perrin.

Was einleuchtet, fliesst in eigenen Sprachgebrauch ein

«Was uns bei anderen auffällt und einleuchtet, fliesst in unseren eigenen Sprachgebrauch ein», erklärt Perrin weiter. Der Doppeladler zeige es eindrücklich: Zuerst drückten die in der Schweiz eingebürgerten Spieler Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri mit diesem Zeichen auch ihren Herkunftsraum Kosovo/Albanien ihre Gefühle aus. Sofort schloss sich Nati-Captain Stephan Lichtsteiner an. «Dann gingen das Zeichen und das Wort dafür viral», so Perrin. 

Zur Findung des Wort des Jahres werden zwanzig Wörter, die im Jahr 2018 häufiger verwendet wurden, als in den Jahren zuvor bestimmt. Anschliessend wählt eine Jury von Sprachprofis aus dieser Liste, aus Publikumsvorschlägen und aufgrund eigener Erfahrung die drei markantesten Wörter.

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