Stahl Gerlafingen: Besitzer zeigt sich enttäuscht von Bundesrat
Antonio Beltrame äussert sich als Inhaber von Stahl Gerlafingen enttäuscht vom Bundesrat. Er fordert die gleichen Bedingungen wie bei der Konkurrenz.
Antonio Beltrame, der Besitzer von Stahl Gerlafingen, will das Stahlwerk nicht aufgeben. Wie er bei einem Interview äusserte, würden der Staat sowie die Energiepolitik ihn dennoch dazu zwingen.
Gegenüber der «NZZ» gab Beltrame an, die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin rechtzeitig über die Probleme informiert zu haben. Er bestätigte die Entlassung von über 100 Personen.
Schon im April musste Stahl Gerlafingen über 60 Stellen streichen. Diesmal sollen 120 Mitarbeitende betroffen sein, wie der kaufmännische Verband und die Gewerkschaften Syna und Unia angaben.
Naht die Schliessung für das Stahlwerk?
Sofern keine Änderung der Rahmenbedingungen naht, sei künftig auch eine Schliessung nicht ausgeschlossen. Das sei laut Beltrame auch den Bundesräten Rösti und Parmelin bekannt.
«Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», beschreibt der Firmeninhaber die schwierige Situation. Statt Subventionen wünscht er sich die gleichen Bedingungen wie jene bei der Konkurrenz.
Beltrame weist daraufhin, dass die gestiegenen Energiekosten im vergangenen Jahr für deutliche Verluste gesorgt hätten. In Italien und Frankreich hätte man den Industrie-Strom innerhalb dieser kritischen Zeit vergünstigt.
«Wir sind systemrelevant»
Der Nationalrat hatte Ende September sofortige Hilfe für das bedrohte Stahlwerk in Gerlafingen gefordert. Der Bundesrat wurde beauftragt, zusammen mit dem Standortkanton Solothurn und dem Unternehmen Sofortmassnahmen zu ergreifen, um das Werk zu retten.
Notrecht wollte der Nationalrat dabei nicht ausschliessen. Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt.
Stattdessen setzt er auf bessere Rahmenbedingungen und – was Branchen mit hohem Stromverbrauch angeht – auf energie- und klimapolitische Massnahmen.
Für systemrelevant hält Parmelin die Stahlindustrie nicht, wie der Wirtschaftsminister im März zum Schweizer Radio SRF sagte.
Dagegen wehrte sich nun Beltrame: Die Schweiz brauche Baustahl.
«Wir sind für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz durchaus zentral und systemrelevant», sagte er der Zeitung.