Swiss: Flug wird für behindertes Meitli zum Albtraum
Eine Reise mit der Swiss nach Thailand wurde für die Familie eines behinderten Mädchens zum absoluten Albtraum.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Swiss gab einer Familie eines behinderten Mädchen eine falsche Auskunft.
- Wegen der falschen Absprache konnte die Siebenjährige im Flugzeug nicht schlafen.
- Prompt erlitt das Kind am Folgeabend zwei epileptische Anfälle.
Die 7-jährige Susanne leidet seit ihrer Geburt am FOXG1-Syndrom. Der Gendefekt macht es ihr unmöglich alleine zu essen, zu sprechen oder zu gehen. Um zu schlafen, ist die darauf angewiesen, dass sie liegen kann. Ansonsten drohen dem Meitli epileptische Anfälle. Die 7-Jährige fühlt sich laut ihrem Vater im «warmen Wasser am wohlsten». Deshalb plante die Familie schon seit längerem eine Reise nach Thailand.
Wie die SRF-Sendung «Espresso» berichtet, gab es aber im Kontakt mit den verschiedenen zuständigen Stellen bei der Swiss einige Stolpersteine. Der Vater soll nämlich widersprüchliche Angaben erhalten haben, nachdem klar war, dass der Rollstuhl der Siebenjährigen nicht mit in die Kabine darf.
Es brauche ein Upgrade in die Business-Class, hiess es von einer Stelle. Die Kosten müsse die Familie selber übernehmen. Eine andere Stelle schlug eine finanziell verträglichere Variante vor: Für einen Mini-Aufpreis wurden schliesslich zwei Sitze in der Economy-Class dazugebucht, so dass das Meitli liegen kann.
Die böse Überraschung folgte im Flieger: Weder die zusätzlichen Sitze waren vorhanden, noch konnte man die Armlehnen in der gebuchten Reihe hochklappen. Die Reise wurde zur Tortur und das behinderte Mädchen erlitt am Folgeabend zwei epileptische Anfälle.
Swiss räumt Fehler ein: «Hätte so nicht passieren dürfen»
Auf Anfrage von «Espresso» räumt die Swiss ein, dass es im Vorfeld zu Fehler bei der Kommunikation mit der Familie gekommen sei. Mediensprecher Michael Pelzer erklärt, dass zusätzliche Sitze für einen kleinen Aufpreis, für medizinische Fälle, nur auf Kurzstrecken-Fliegern gebucht werden könnten.
Grund dafür sei, dass in den Kurzstrecken-Fliegern die Sitze der beiden Klassen identisch seien. Bei den grossen Langstrecken-Fliegern hingegen, könnten die Sitze in der Business-Class in eine Liegeposition gebracht werden.
Für den Fehler entschuldigt sich der Mediensprecher der Swiss: «Der Prozess wurde auf unserer Seite nicht sauber abgeschlossen, das tut uns leid und hätte so nicht passieren dürfen.» Es sei auch unglücklich gewesen, dass die Familie ausgerechnet in die Reihe gesetzt worden sei, in der die Armlehne nicht hochklappbar war.
Der Grund dafür: Der Bildschirm war darin verstaut. «Es war gut gemeint mit mehr Beinfreiheit für die Familie, jedoch konnte die Tochter so nicht liegen, was uns sehr leid tut», so Pelzer.
Menschen mit Beeinträchtigungen müssen Business fliegen
Doch welches Sitzangebot hätte die Swiss der Familie auf ihrer Reise nach Thailand überhaupt unterbreiten können? Laut Sprecher Pelzer müssten Menschen mit einer Beeinträchtigung wie im vorliegenden Fall auf Langstrecken-Flügen in der Business-Class sitzen.
Für Susanne und einen Elternteil hätte dies 7000 Franken Mehrkosten bedeutet. Ein Entgegenkommen der Fluggesellschaft gibt es nicht. Man empfehle möglichst früh zu buchen, so der Sprecher der Swiss.
Für die Familie von Susanne endet die Geschichte zumindest teilweise mit einem Happy End. Die Swiss hat sich entschuldigt und als Wiedergutmachung auf dem Rückflug zwei Sitze in der Business-Class und einen in der Premium Economy angeboten. Ohne Zusatzkosten. Dazu gibt es einen Gutschein in der Höhe des Betrags für den Hinflug.