Swisstransplant befürchtet Einbruch der Transplantationen
Bereits im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Organspender ab. Weil die Warteliste aber wächst, befürchtet Swisstransplant einen Einbruch der Transplantationen.
Das Wichtigste in Kürze
- Swisstransplant warnt vor viel weniger Transplantationen im Jahr 2021.
- Während es weniger Spender gibt, wächst die Warteliste.
- Die Transplantationsaktivitäten könnten deshalb um 20 Prozent sinken.
Swisstransplant warnt vor einem Einbruch der Transplantationen im Jahr 2021. Im ersten Quartal seien die Spenderzahlen erneut rücklaufend gewesen, teilt die Stiftung für Organspende und Transplantation am Montag mit. Bereits seit April 2019 werden die Wartelisten länger, die Anzahl durchgeführter Transplantationen bleibt dagegen tief.
Die Stiftung rechnet bei nicht eintreffender Kehrtwende mit rund 20 Prozent weniger Transplantations-Aktivitäten. Die Warteliste könnte derweil um zehn Prozent wachsen. Für mehr Menschen wird das Organ zudem zu spät kommen.
Swisstransplant sieht hohe Ablehnungsrate als Hauptgrund
Die Zahlen vergleicht Swisstransplant mit denen von vor der Corona-Pandemie. Der negative Trend der tiefen Anzahl Transplantationen und wachsenden Warteliste des Vorjahres hält dabei an.
Als wichtigster Grund für diese Entwicklung gilt die Ablehnungsrate von 55 Prozent. Handelt es sich beim potenziellen Spender um einen Verstorbenen, ist dessen Wunsch in über der Hälfte der Fälle nicht bekannt. Angehörige täten sich in der Folge schwer, «in dieser Situation stellvertretend für den Verstorbenen in den Organspendeprozess einzuwilligen.»
1479 Menschen warten auf Organtransplantation
Die Zahl der transplantierten Organe von verstorbenen Personen in den ersten drei Monaten 2021 beträgt 99. Dies bedeutet im Vergleich mit dem letzten Quartal des Jahres 2020 ein Rückgang von 23 Organen. Die Zahl der letzten zwölf Monate liegt zudem deutlich unter der von 2019.
Die seit 2018 wachsende Warteliste wurde in den vergangenen drei Monaten um 22 Personen grösser. Ende März befanden sich insgesamt 1479 Personen darauf.
Organspendeinitiative wird diese Woche diskutiert
Als potenzielles Mittel gegen den Mangel gilt die Organspendeinitiative, die die Widerspruchslösung einführen will. Hat eine verstorbene Person die Organspende also nicht klar abgelehnt, käme dies neu einer Zustimmung gleich.
Die Initiative wird diese Woche im Rahmen der Sondersession im Nationalrat diskutiert. Swisstransplant befürwortet die Organspendeinitiative sowie den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats.