Techno am Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz
Eine Neuinterpretation von «Romeo und Julia auf dem Dorfe» aktualisiert Gottfried Keller. Sie wird auf dem Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz gezeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf dem Ballenberg wird aktuell «Romeo und Julia auf dem Dorfe» gezeigt.
- Am Mittwochabend feierte das Stück seine Premiere.
- Es handelt sich um eine Mischform aus Geschichte und Gegenwart.
Elektronische Musik auf dem Ladewagen und ein Bauer, der mit dem Motorroller vorfährt: Das Landschaftstheater Ballenberg zeigt in seiner 25. Inszenierung ein teilweise in die Gegenwart geholtes «Romeo und Julia auf dem Dorfe». Am Mittwochabend war Premiere.
Vor der Kulisse altehrwürdiger Bauernhäuser bekommt man einen Mix aus Alt und Neu zu sehen. Ein Teil der Schauspieler trägt Kleider aus dem 19. Jahrhundert, in dem Gottfried Keller seine zum Zyklus «Die Leute von Seldwyla» gehörende Novelle schrieb.
Es gibt auch zahlreiche Szenen, in denen man sich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlt. Etwa dann, wenn die zwei streitenden Bauern Manz und Marti einander mit Gabeln Mist aufs Grundstück werfen.
Anderseits tritt ein Teil der Schauspieler in modernen Kleidern auf und fährt auf einem Chilbiwagen zu elektronischer Musik herum. Und der alternde Bauer Manz zieht auf dem Ballenberg am Steuer eines VW Golf einen fahrbaren Imbissstand aufs Spielgelände.
Jubiläum am Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz
Viel stärker als im Original fokussiert Heinz Stalder zudem auf alle Figuren, welche Manz und Marti in den Ruin treiben: ein Anwalt, ein Immobilienmakler, eine Anlageberaterin und ein Viehhändler.
Zum Jubiläum der 25. Inszenierung entschieden sich die Theaterleute vom Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz, dasselbe Stück wie anlässlich der ersten Aufführung 1991 zu wählen. Eben «Romeo und Julia auf dem Dorfe». Die Idee dazu hatte einer der Gründer des Vereins Landschaftstheater Ballenberg, Paul Eggenschwiler.
Der 72-jährige Brienzer Theaterfan sagt in einem Gespräch mit SDA: «Genau in den Figuren, die die Bauern bedrängen, zeigt sich die auch heute noch vorhandene Aktualität des Keller-Stücks». Weiter meint er: «Das sind Abzocker und Spekulanten. Gutsituierte betrügen Minderbemittelte – und unter der Not leiden die Kinder.»