Theater St. Gallen plant Festspiele mit bis zu 1000 Zuschauern
Das Theater St. Gallen ist trotz Coronavirus optimistisch: Am Mittwoch haben im Klosterhof die Aufbauarbeiten für die 16. St. Galler Festspiele begonnen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Vorbereitungen für die St. Galler Festspiele haben begonnen.
- Die Veranstalter erwarten weitere Massnahmen-Lockerungen und rechnen mit 1000 Plätzen.
- Ab Ende Juni wird im Klosterhof die Oper «Notre Dame» aufgeführt.
Das Theater St. Gallen will diesen Sommer seine Festspiele unter freiem Himmel auf alle Fälle durchführen. Nach der coronabedingten Absage der 15. St. Galler Festspiele im vergangenen Jahr hat vor zwei Wochen der Vorverkauf für die 16. Ausgabe anfgefangen.
Die Festspiele sollen vom 25. Juni bis 9. Juli stattfinden.
Am Montag wurde mit den Proben begonnen, seit Mittwoch laufen die Aufbauarbeiten im Klosterhof. Es bleiben noch knapp sechs Wochen vor der Premiere der Festspiel-Oper. Neben der Bühne für die Oper «Notre Dame» von Franz Schmidt entsteht eine Zuschauertribüne mit 1000 Plätzen.
Optimistische Lockerungs-Erwartungen
Auf die Frage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, ob sich der Aufwand lohnt, antwortet Werner Signer, Geschäftsführender Direktor Konzert und Theater St. Gallen: «Die Frage, ob sich etwas lohnt, hat in den letzten Monaten eine neue Schattierung bekommen. Hätte man sie ins Zentrum gerückt, dann wären die Theater immer noch geschlossen.»
Eine Opernbühne mit der aufwändigen temporären Infrastruktur für sieben Vorstellungen mit je 100 Zuschauerinnen und Zuschauern erstellen: Das wäre laut Signer tatsächlich unverhältnismässig. «Aber wir sind zuversichtlich, dass bis Ende Juni dank positiver Entwicklung der Corona-Lage weitere Öffnungsschritte Tatsache werden.» Der Bundesrat habe bereits eine Besucherlimite von 100 beziehungsweise 300 Personen per Anfang Juni ins Spiel gebracht.
Grosses Publikumsinteresse nach Ausfall im Jahr 2020
Der Vorverkauf sei im Vergleich zu früheren Jahren mit mehr als vier Monaten Verzögerung gestartet worden. «Wir spüren ein grosses Interesse des Publikums auf die besondere Atmosphäre der Festspiele. Es gibt ein Bedürfnis, diesen Zauber nach dem Totalausfall im letzten Jahr wieder geniessen zu können», so Signer.
Statt der üblichen 1200 oder 1500 Plätze habe sich das Theater St. Gallen entschieden, eine Tribüne mit einem Fassungsvermögen von 1000 Plätzen zu erstellen.
Nächste Woche informiert der Bundesrat über weitere Lockerungsschritte. Inwiefern weitere Abstriche oder Änderungen gegenüber den Vorjahren nötig werden, müsse dann analysiert werden. Was Programm und Besetzung betreffe, laufe alles nach Plan.
Die Festspiele seien breit abgestützt, betont Signer. Die meisten Partner würden die St. Galler Festspiele weiterhin unterstützen. Dazu zählt auch ein «exklusiver Freundeskreis», der mit Mitgliedschaften von 100 bis 5000 Franken zur Finanzierung beiträgt.

Die Wahl der Oper hat bei den St. Galler Festspielen immer mit der Kulisse der barocken Kathedrale zu tun: «Das Zusammenspiel von Bühnengeschehen und realem Schauplatz ist der Kerngedanke», sagt Signer.
Stiftskirche wird zu «Notre Dame»
Mit Franz Schmidts «Notre Dame» nach der Romanvorlage von Victor Hugo sei diese Bedingung auch dieses Jahr erfüllt. Man wolle Opern präsentieren, die wenig bekannt sind oder eher selten auf den Spielplänen der Opernhäuser erscheinen.
Die Geschichte vom buckligen Glöckner Quasimodo und seiner unglücklichen Liebe zur schönen Esmeralda wurde mehrfach verfilmt. Sie kam als Oper sowie Musical auf die Bühne.
Der österreichische Komponist Franz Schmidt schrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine spätromantische Oper über diesen Stoff. Regie führt Carlos Wagner, er hat im Klosterhof zuletzt 2015 die Verdi-Oper «I due Foscari» inszeniert.