Tierschutz kritisiert Bundesrat wegen Löwen im Zirkus
Die Löwen sind zurück in der Manege der Circus Royal. Tierschützer gehen die Wände hoch. Besonders, da der Bundesrat weg schaue.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Circus Royal geht ab März wieder auf Tour. Neu sind wieder Löwen in der Manege.
- Die Stiftung Tier im Recht ist empört und beschwert sich besonders über den Bundesrat.
Der Circus Royal stellt wieder Löwen in die Manege. Der Zirkus widmet sein neues Programm dem verstorbenen Zirkus-Direktor Peter Gasser. Wie der Zirkus am Mittwoch mitteilte, erfülle man damit Gasser's letzten Wunsch, den Zirkus «in seinem Willen» weiter zu führen.
Die Stiftung Vier Pfoten ist entsetzt. Chantal Häberling begründet: «Löwen respektive Wildtiere in der Manege sind aus Tierschutzsicht definitiv ein Rückschritt für die Schweizer Zirkuswelt.»
Ähnlich reagiert die Stiftung Tier im Recht: «Wir sind enttäuscht, dass der Circus Royal die Zeichen der Zeit nicht erkennt», so Vanessa Gerritsen. Es sei verständlich, habe der verstorbene Direktor Gasser seinen Zirkus auf altmodische Art geführt. Doch: «Es ist heute einfach nicht zeitgemäss.»
Wut auf den Bundesrat ist gross
Doch noch wütender ist die Stiftung auf den Bundesrat. Im letzten Jahr hat Tier im Recht gemeinsam mit anderen Tierschützern die Petition «Keine Wildtiere im Zirkus» lanciert. Über 70'000 Unterschriften kamen zusammen.
Diese hätte ein gesetzliches Verbot von Wildtieren im Zirkus verlangt. Das Resultat sei mehr als ernüchternd: «Die Antwort des Bundesrats war für uns sehr enttäuschend», so Gerritsen. «Bundesrat Berset schaut einfach weg!»
Landesregierung mit alter Leier?
Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat die Petition abgelehnt. Im Antwortschreiben, das Nau vorliegt, begründet der Bund, dem Wohl der Zirkustiere werde genug Rechnung getragen.
Denn die Haltung von Wildtieren im Zirkus ist bewilligungspflichtig. Die Auflagen für eine Bewilligung seien sehr streng und würden von den Fachstellen für Tierschutz kontrolliert.
Für Gerritsen von Tier im Recht ist damit klar: «Der Bundesrat hat sich gar nicht mit dem Thema auseinander gesetzt.» Denn in seiner Antwort argumentiere er mit Richtlinien, welche in der Petition eben genau widerlegt worden seien. Sie spricht von alter Leier.
Die Tiere würden unter Zirkusbedingungen leiden. Ihr Wohlergehen werde beeinträchtigt, nur um Menschen zu unterhalten. Genau dies und weitere Argumente habe die Stiftung daraufhin nochmals dem Bund in einer Stellungnahme geschickt. Doch eine Antwort sei nie gekommen.
Die Petition sei damit vom Tisch, eine neue zu starten sei momentan sinnlos. Die Tierschützer versuchen trotzdem mit Kampagnen weiter zu kämpfen. «Wir fühlen uns verpflichtet, auch gegenüber den 70'000 Unterstützern der Petition, uns weiter für das Verbot einzusetzen.»