Die Basler Fasnacht hat sich den neuen Gegebenheiten wunderbar angepasst. Statt des traditionellen Umzugs bebte die Stadt am Montagnachmittag im unorganisierten fasnächtlichen Treiben.
Am Montagnachmittag waren in der Basler Innenstadt weniger Fasnächtlerinnen und Fasnächtler unterwegs als in anderen Jahren.
Am Montagnachmittag waren in der Basler Innenstadt weniger Fasnächtlerinnen und Fasnächtler unterwegs als in anderen Jahren. - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Das Wichtigste in Kürze

  • Der vom Fasnachts-Comité organisierte Umzug blieb abgesagt und somit durften die grossen, von Traktoren gezogenen Fasnachtswagen nicht in die Stadt.
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Die „Wäägeler“ kündigten deshalb einen Leiterliwagen-Umzug an: Die gezeigten kleinen Gefährte waren sehr fantasievoll ausgestattet.

Auf kleine und grosse Räder und auf Einkaufswagen bauten die Wagencliquen kunstvoll Chalets, Schiffe und Fantasiegebilde. Diese Kunstwerke zogen die Fasnächtler meistens von Hand durch die Strassen. Einige Kreative schafften es sogar, auf zwei zusammenmontierte Motorräder ein Haus zu bauen und dieses durch die Menschenmenge zu lotsen. Die „Wäägeler“ verteilten wie üblich Süssigkeiten, Blumen, Orangen und Räppli.

Für viele Cliquen war die Zeit zu kurz, um ein Sujet mit Kostüm, Larve, Laterne und „Zeedel“ auszuspielen. Trotzdem gab es einiges zu sehen. So wurde die Anspruchshaltung der Gesellschaft aufs Korn genommen. Eine Clique verlangte ein „Rächt uff Bier“, derweil die «Alti Stainlemer» als „Hirnloostrychler“ auf Plakaten Forderungen wie „Ich will meh Gäld bi weniger Arbeit“ oder „Ich will me Solidarität für mi“ festhielten.

Anderswo war zu lesen: „Klimasünder läbe gsünder“. Das volle Leben geniessen „als gäbs kei morn“ will die «Olympia», wie sie auf der üppig und farbenfrohen Laterne ankündigte. Andere Cliquen wiederum zeigten Phönix und andere Fabeltiere und erinnerten an die „Anni horribili“.

Der Krieg in der Ukraine wurde teilweise noch aufgenommen. Oft waren an Laternen blaugelbe Schleifen oder Friedenstauben zu sehen. Auf einen kleinen Wagen wurde ein Waggis gezeichnet mit blaugelben Schuhen und einer Krawatte in den ukrainischen Landesfarben, der einen herzförmigen Ballon in die Luft lässt. Darunter steht „Es git immer Hoffnig“.

Die «Pfluuderi-Clique» zeigte auf ihrer Laterne Wladimir Putin mit nacktem Oberkörper und Waffen. Zu lesen war unter anderem: «Dr Putin duet mitem Säbel rassle und so d'Diplomatie vermassle.»

Die unorganisierte Fasnacht lockte viele Tausend Menschen in die Stadt. Andererseits waren nicht so viele Fasnächtlerinnen und Fasnächtler unterwegs wie in anderen Jahren. Die Sonne schien den ganzen Nachmittag, aber eine kalte Bise erinnerte daran, dass der Winter noch nicht vorbei ist. Am Abend trugen Schnitzelbänggler ihre Verse in Restaurants vor.

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