Video zum Frauentag geht ernste Fragen mit Augenzwinkern an
Zum Internationalen Frauentag wird ein humorvolles Video veröffentlicht, das männliche Führungskräfte mit typischen «Frauenfragen» konfrontiert.
Zum Internationalen Frauentag vom Freitag geht ein Video ein Thema mit Humor an, das häufig heftig diskutiert wird: Frauen in Chefetagen. Zehn Chefs werden mit Interviewfragen konfrontiert, die sonst Frauen zu hören bekommen. Die Reaktionen sind frappierend.
«Sie sehen heute fantastisch aus. Glauben Sie, das ist ein Vorteil für Ihre Karriere?» Oder: «Wie war Ihr erster Arbeitstag nach der Babypause?» Oder: «Ihre Kolleginnen haben nach einem Firmenevent einen Stripper bestellt. Gehen Sie oder bleiben Sie?» Das sind Fragen, die völlig normal sind, wenn sie an eine Frau gerichtet werden – werden Sie jedoch einem Mann gestellt, ist die Situation grotesk.
Spiel mit Klischees und Vorurteilen
Darauf hat es die Headhunterin Claire Garwacki aus Zürich angelegt. Im Januar hat sie ein Video produziert, in dem Interviewsituationen nachgestellt werden. Die Interviewten sind zehn Chefs von Schweizer Unternehmen, allesamt männlich. Mitgemacht haben beispielsweise Erland Brügger und Silvan Brauen von Rivella. Das Resultat ist ein Video, das mit Klischees und Vorurteilen spielt.
«Unabhängig vom Geschlecht, haben wir alle unbewusst vorgefasste Meinungen über Geschlechterrollen», sagt Garwicki gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit dem Video wolle sie «ein stärkeres Bewusstsein für diese Thematik schaffen, insbesondere im beruflichen Umfeld». Garwacki leitet zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen die Zürcher Bellevue Executive Search.
Humorvolles Format zur Sensibilisierung
Es sei ihr wichtig gewesen, ein humorvolles Format zu wählen. «Man soll mit einem Lächeln zum Denken angeregt werden», sagt sie. Was die Reaktionen der Chefs im Video anbetrifft, hat sie dieses Ziel übertroffen. Denn immer wieder lächeln sie nicht nur, es kommt sogar ein breites Grinsen auf.
«Obwohl ich von mir sagen würde, dass ich grundsätzlich unvoreingenommen, offen und tolerant bin, hat das Projekt mir wieder einmal bestätigt, dass ich eben doch nicht frei bin von Schubladendenken», sagt etwa der Direktor des Zürcher Zoos Severin Dressen. Das bringe ihn schon ins Grübeln. «Und es zeigt, wie viel Arbeit noch vor uns liegt», so Dressen. Die Reaktion der Chefs ist bemerkenswert.
Etwa zur Frage nach dem ersten Arbeitstag nach der Babypause antwortet der Mann im Video, er sei bei der Geburt dabei gewesen «und dann bin ich zurück an die Arbeit gegangen». Auf die Frage nach dem fantastischen Aussehen und dem Karrierevorteil kommt vom Mann ein spontanes Lachen und ein schlichtes «Nein». Das spiegelt eine Selbstsicherheit und eine Nonchalance, die auch Frau gut zu Gesicht steht. Das Video «In her Chair» wurde am Dienstag im Hinblick auf den Internationalen Frauentag veröffentlicht.