Viele Schweizer Kitas verzichten auf den Weihnachtsbaum
Viele Schweizer Kitas verzichten auf einen Weihnachtsbaum. Das hat religiöse Gründe – und praktische.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Hamburger Kita entschied sich gegen einen Weihnachtsbaum – und erntet dafür Kritik.
- Wie sich auf Anfrage zeigt, verzichten auch viele Kitas in der Schweiz auf den Tannenbaum.
- Zum einen aus praktischen und zum anderen aus religiösen Gründen.
Eine Hamburger Kita hat für mächtig Wirbel gesorgt. Der Grund: Sie hatte sich dagegen entschieden, in der Weihnachtszeit einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Umstritten: Der Tagesstätte geht es darum, «kein Kind und seinen Glauben ausschliessen zu wollen».
In Deutschland sorgte diese Entscheidung für Empörung. Sogar der bayerische Ministerpräsident Markus Söder brachte in einem Beitrag auf X seine Fassungslosigkeit zum Ausdruck: «Das ist absurd. Haben wir denn keine anderen Probleme? Zu Weihnachten gehört ein Weihnachtsbaum.»
Dabei scheint das Vorgehen der Kita nicht unkonventionell zu sein. Wie sich auf Anfrage von Nau.ch zeigt, verzichten auch viele Kindertagesstätten in der Schweiz auf den Weihnachtsbaum.
Auch Schweizer Kitas verzichten auf den Weihnachtsbaum
So habe die Kita-Länggasse in Bern ohnehin noch nie einen Weihnachtsbaum aufgestellt, wie Betriebsleiterin Sandra Schmid sagt. Die Gründe sind pragmatischer Natur: Zum einen fehle es an Platz, und man habe zudem Bedenken bezüglich der Sicherheit. Sie sagt aber auch, dass man wahrscheinlich auch aufgrund der Religionsfreiheit darauf verzichten würde.
Eine «Pop e poppa»-Kita aus Bern verzichtet ebenfalls auf einen Weihnachtsbaum. Man habe die Kita zwar mit gebastelten Sternen, Lichterketten und Rentieren dekoriert, aber: «Wir thematisieren keine religiösen Feste», erläutert Kita-Leiterin Vanessa Blumer weiter.
«Wenn religionsspezifische Fragen von den Kindern kommen, dann sagen wir ihnen, dass sie dies mit den Erziehungsberechtigten besprechen dürfen.»
Die Medienstelle des dahinterstehenden «Pop e poppa»-Netzwerks erklärt: «Auch wenn wir die Religionsfreiheit stark pflegen, leben wir in der Schweiz, einem Land mit christlichen Traditionen.»
Daher werde auch entsprechend gesungen und gebastelt. Auf Weihnachtsbäume würde man verzichten, aber eher aus «praktischen und ökologischen Gründen».
«Globegarden»-Kitas setzen auf kulturelle Vielfalt
In den Kitas der «Globegarden»-Trägerschaft legt man grossen Wert auf kulturelle Vielfalt und Inklusion. Mediensprecher Markus Spillmann sagt: «Wir haben ein diverses Team sowie eine vielfältige Eltern- und Kinderschaft. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, nutzen wir einen interkulturellen Kalender, der eine breite Palette von weltweiten Festen umfasst.»
Weihnachten sei fester Bestandteil ihres Festkalenders. Aber die jeweiligen Kitas können wählen, welche Feste zusätzlich gefeiert werden. Dabei habe sich gezeigt, dass die «Kinder Feste wie Diwali, Chinesisches Neujahr, Halloween, Chanukka und Weihnachten gleichermassen gerne feiern».
«Es ist bei Globegarden so geregelt, dass jede Kita entscheiden kann, wie sie die Weihnachtszeit gestaltet», erklärt Spillmann weiter. Bei ihnen würden tatsächlich oft Weihnachtsbäume aufgestellt. Sie werden anschliessend ganz nach den Wünschen und Vorstellungen der jeweiligen Teams und Kinder gestaltet.
Auch wenn es in Schweizer Kitas vereinzelt Weihnachtsbäume gibt, wird dies so gut wie nie vorgeschrieben oder erwartet. Was in Hamburg und schliesslich in ganz Deutschland einen grossen Aufschrei provozierte, scheint in der Schweiz gelebter Alltag zu sein.