Vier Ausstellungen über die abenteuerliche Geschichte des Jura
Noch bis Ende September sind in Pruntrut, Delsberg, Moutier (BE) und Le Noirmont vier Ausstellungen zur jurassischen Geschichte zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Eine Annäherung an die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kantons Jura: Das ist der rote Faden durch vier Ausstellungen, die noch bis Ende September zu sehen sind. Dieses Kulturprojekt der Vereinigung Jura-24 markiert den 50. Jahrestag der Volksabstimmung, die zur Gründung des letzten Schweizer Kantons führte.
Die Standorte Pruntrut, Delsberg, Moutier (BE) und Le Noirmont sind die Ankerpunkte dieses Rundgangs durch den bewegten und abenteuerlichen Werdegang des jungen Kantons. Alle vier Ausstellungen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und verwenden ausschliesslich wiederverwertbare oder recyclete Materialien. Der Eintritt ist frei.
«Es sind keine militanten Ausstellungen», betont die Vereinspräsidentin Marie-José Portmann gleich zu Beginn. «Jura-24 schlägt den Besucherinnen und Besuchern vor, in die Realität des Kantons einzutauchen und seine vielen Facetten zu entdecken», verrät sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Des racines et des rêves»: Von Wurzeln und Träumen
Im imposanten ehemaligen Zollhangar von Pruntrut wird das Publikum mit der Ausstellung «Des racines et des rêves» (Wurzeln und Träume) eingeladen, die Geschichte in Bild und Ton zurückzuverfolgen. Portmann weist darauf hin, dass der Jura der einzige Kanton ist, dessen Geschichte seit seiner Gründung durch Dokumente vom Westschweizer Radio und Fernsehen RTS nachverfolgt werden kann.
In sechs 30-minütigen Schleifen werden die Ereignisse, welche die Geschichte des Kantons Jura geprägt haben, in Bildern dargestellt, von der Wahl von Elisabeth Baume-Schneider in den Bundesrat über die Autonomiebestrebungen bis hin zur Moeckli-Affäre 1947. «Für viele Jurassierinnen und Jurassier ist dies die Geschichte ihres Lebens», meint Portmann.
«Jurassischer Erfindergeist» in eigenem Pavillon
Unter der Ägide des «jurassischen Erfindergeistes» stellen 40 Unternehmen in einem 400 Quadratmeter grossen Holzpavillon in Delsberg die ikonischen Objekte ihrer industriellen oder handwerklichen Produktion aus. Auf diese Weise preisen sie ihr Know-how an und zeigen sich gleichzeitig auf ungewöhnliche und unerwartete Weise.
«Es ist das erste Mal, dass sich die führenden Vertreter der jurassischen Industrie und des Handwerks unter einem Dach präsentieren», stellt Marie-José Portmann fest. Der Pavillon, in dem auch Vorträge und Konzerte stattfinden, ist zudem die einzige Infrastruktur von Jura-24, die von Grund auf neu errichtet wurde.
Einwohnerinnen und Einwohner in Ausstellung einbezogen
Die Veranstaltung Jura-24 bezieht auch die Gemeinde Moutier ein, die am 1. Januar 2026 dem Kanton Jura beitreten wird. Die in der ehemaligen SBB-Güterhalle eingerichtete Ausstellung «Rêver 2074» projiziert den Jura und die Schweiz symbolisch in die Zeit hundert Jahre nach der Abstimmung über die Selbstbestimmung. Sie zeigt auch dreidimensionale Werke, die von jurassischen Schulklassen geschaffen wurden.
«La Chrysalide», eine riesige aufblasbare Installation in Form einer Insektenpuppe, die der Fantasie des französischen Künstlers Arnaud Laffond entsprungen ist, erweckt die Sehnsüchte und Träume der «Prévôtois» zum Leben. Die Einwohnerinnen und Einwohner Moutiers wurden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Ihre Worte wurden von einem Algorithmus via künstliche Intelligenz in Bilder übersetzt, zu einem Video zusammengeschnitten und auf die Skulptur projiziert.
In den Freibergen beschäftigt sich die vierte Ausstellung «Le paysage en mouvement» damit, wie die Landschaft durch die Landwirtschaft, die Viehzucht oder auch die Industrie geformt wurde. In der ehemaligen Kirche von Le Noirmont entdecken die Besucher die jurassische Landschaft anhand von Werken bekannter Maler. Um die Veränderung der Landschaft im Laufe der Zeit auszumachen, werden zeitgenössische Fotografien alten Ansichten gegenübergestellt.
Halbzeit-Bilanz einhellig positiv
Nach der Hälfte der Zeit sei die Bilanz zu den Ausstellungen gut und die Kommentare des Publikums einhellig positiv ausgefallen, betont die Präsidentin von Jura-24. Während die Jurassierinnen und Jurassier der Einladung der Organisatoren weitgehend folgten, seien Gäste aus anderen Kantonen aber «noch zu wenig zahlreich» erschienen.
Die Ausstellungen hätten jedoch das Zeug dazu, die anderen Eidgenossinnen und Eidgenossen zu überraschen und die Klischees zu hinterfragen, die man über den jüngsten Schweizer Kanton haben könnte, stellt die ehemalige Sprecherin des Parlamentsdienstes im Bundeshaus fest. Portmann hofft, dass das Ziel von 20'000 Besucherinnen und Besuchern im Herbst erreicht wird.
Das Budget für diesen Teil der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum beläuft sich auf rund 800'000 Franken. Die Mittel stammen unter anderem von der Loterie Romande, vom Kanton Jura, vom «Conseil consultatif des Jurassiens de l'extérieur» (CCJE), von den Gastgeber-Gemeinden sowie von Sponsoren. Das vom Schriftsteller Bernard Comment initiierte Kulturprojekt wurde von der Vereinigung Jura-24 mit Unterstützung des kantonalen Amts für Kultur durchgeführt.