Von Schlaf und Uhren: Sommerzeit ist für die Basler ein Stück Heimat
Letzte Nacht stellten wir die Uhren um eine Stunde vor. Wir sprechen dann von der Sommerzeit. Im Mittelalter war diese Zeit bekannt als die «Basler Stunde».
Das Wichtigste in Kürze
- Während 400 Jahren gingen die Uhren in der Stadt Basel um eine Stunde vor.
- Erst Napoleon gelang es, die Basler Zeit an jene des restlichen Europas anzupassen.
- Zwei Legenden versuchen, die Basler Stunde zu erklären.
Das Jahr 1980 machte die Schweiz zur Zeitinsel – zum einzigen europäischen Land ohne Sommerzeit. Ob Zug, Handelsgut oder Grenzgänger: Wer von der Schweiz ins Ausland und wieder zurück reiste, hatte Zeitverschiebung und daran wenig Freude.
Eine Stadt allerdings war es sich längst gewohnt, anders zu ticken: Bis zum Einmarsch Napoleons waren die Basler Uhren denen in der übrigen Eidgenossenschaft stets eine Stunde voraus.
Im 15. Jahrhundert fand das Konzil zu Basel statt. Es war geprägt von langen Diskussionen und endlosen Sitzungen. Um nach der mühseligen Arbeit schneller in die Mittagspause verschwinden zu können, sollen einige der ehrwürdigen Herren Konzil-Teilnehmer kurzerhand die Müster-Uhr eine Stunde vorgestellt haben.
Die Basler Stunde
Die Basler Stunde entstand, weil die Stadt am Rheinknie ihre Zeit anders angab. Man nannte nicht die vergangene Stunde, wie wir das heute tun. Stattdessen orientierten sich die Basler an den mittelalterlichen Stundengebeten und zählten die angebrochene Stunde. So standen die Zeiger am Mittag nicht auf zwölf, sondern auf eins.
Nach über 400 Jahren Basler Stunde beschloss der Stadtrat, dass es jetzt mit dem Eigensinn genug sei. Man wollte sich der restlichen Eidgenossenschaft, ja, dem restlichen Europa anpassen. Das neue Zeitgesetz wurde erlassen, die Uhren umgestellt. Doch die Basler liessen sich ihre Zeit nicht nehmen. Sie machten weiter wie bisher. Nach drei Wochen Konfusion und Durcheinander wurden die Uhren wieder auf die alte Basler Stunde gestellt.
Napoleon stellt die Uhren um
Erst Napoleon gelang es, die Basler Uhren mit denen der neuen Helvetischen Republik in Einklang zu bringen. Am 1. Februar 1798 schlug die letzte Basler Stunde.
Zwei verschiedene Legenden versuchen zu erklären, warum die Basler überhaupt dazu kamen, ihre Zeit anders anzugeben, als das restliche Europa.
Der heldenhafte Turmwächter
Die erste ist eine Heldengeschichte: Im 14. Jahrhundert sei Basel von Feinden umringt gewesen. Da schlossen Verräter innerhalb der Mauern einen Pakt mit den Angreifern: Wenn die Uhr Mitternacht schlug, würden sie ihnen von innen die Stadttore öffnen.
Ein Turmwächter belauschte die Verräter. Doch die Zeit reichte nicht mehr, um die Stadtwache zu alarmieren. So stellte der schlaue Turmwächter einfach die Uhr um eine Stunde vor: Statt der erwarteten zwölf, hallte nur ein Glockenschlag durch die Nacht. Bei den Verschwörern herrschte Verwirrung, Basel war gerettet.