Was tun gegen den Fachkräftemangel?
Fachkräftemangel in der Schweiz: Mit neuen Führungsmodellen und betrieblichem Mentoring entgegenwirken?
Das Wichtigste in Kürze
- KMU sind besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Entsprechend sorgfältig ist mit gutem Personal umzugehen.
- KMU setzen immer öfters auf alternative Möglichkeiten um geeignetes Personal im Betrieb zu halten.
Der Fachkräftemangel in der Schweiz ist ein Problem. Speziell KMU sind betroffen. Hat man aber mal die geeigneten Personen im Betrieb, wartet die nächste Herausforderung: Was motiviert diese „Perlen“ zum längeren Verbleib?
Der aktuelle Fachkräftemangel-Index des Stellenvermittlers Adecco in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich zeigt auf, dass in einigen Berufsbranchen bereits heute besonders viele Fachkräfte fehlen. Der Fachkräftemangel bedeutet jedoch auch, dass dadurch eine grosse Chance für viele Nachwuchsleute entstünde, betonen die Trendscouts der HR Branche. Mit der „Smartifizierung“ der Städte und der Digitalen Transformation in den Arbeitswelten 4.0 werden Bereiche wie „Energie/Umwelt“, Cleantech und so weiter boomen. Laut einer Oxford-Studie zur Zukunft des Arbeitsmarktes bleiben Berufe, die in den kommenden Jahren stark im Trend sind, dies auch bis ins Jahr 2030. Generell sind Berufe gefragt, die viel mit dem Vernetzen von Fähigkeiten zu tun haben oder als Schnittstellen zwischen Berufsgruppen fungieren.
Neue Berufsbilder
Damit ist die Ansage an die Weiterbildungsinstitute klar. Genügend Fachkräfte auszubilden ist das aber nur ein Aspekt, diese dann auch für das Unternehmen zu gewinnen und in der Organisation zu halten der andere. Die neuen Generationen von Mitarbeitenden lassen sich nicht mehr alleine mit einem guten Lohn und Karriereaussichten binden. Viel mehr stehen die Sinnhaftigkeit der Aufgabe und der Gestaltungspielraum im Vordergrund. Arbeit muss Spass machen, wertschätzt werden und sich gut mit der Familie und der Freizeit in Einklang bringen lassen.
Auch an den Führungsstil der Vorgesetzten werden ganz andere Ansprüche als früher gestellt. Hier kommen neue Berufsbilder, wie der Betriebliche Mentor mit eidg. Fachausweis ins Spiel. Daniel Herzog, Geschäftsführer der Lernwerkstatt Olten, Anbieterin dieses Lehrgangs an sieben Standorten ist überzeugt: «Klassische Führungsmodelle haben ausgedient und die Begleitung zu mehr Autonomie verlangt nach Führung auf Augenhöhe. Betriebliche Mentorinnen und Mentoren verfügen speziell über diese Kompetenzen und über eine unterstützende Coaching-Haltung.» Diese neue Generation von Führungsleuten tritt als Berater/in, Coach und Trainer/in auf hat dabei aber immer auch den betrieblichen Nutzen im Fokus. Herzog spürt nach eigenen Aussagen das Bedürfnis von Führungs- und HR-Fachleuten nach Unterstützung in diesen Themen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der von der Lernwerkstatt neu entwickelte 10-tägige Coaching-Lehrgang mit Konzepten, Basistheorien und Tools für erfolgreiches Coaching grosser Nachfrage erfreut.
Besonders KMU sind betroffen
Generell sind in allen Fachbereichen Team- und Kommunikationsfähigkeit wichtig. Arbeitgeber beklagen bei ihrer Rekrutierung nicht nur einen Mangel an Fachkenntnissen, sondern auch an Soft Skills. Dies sei wichtig, denn trotz der Digitalisierung seien menschliche Stärken wie die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Problemlösungskompetenzen und schriftliche und mündliche Kommunikation sehr gefragt – und zwar auf allen Stufen. Was ebenfalls auffällt: Besonders den Klein- und Mittelbetrieben (KMU) fehlt es an Fachkräften. Dies bestätigt unter anderem auch eine Studie der Credit Suisse. Grossbetriebe seien bekannter, sie böten gute Löhne und allenfalls mehr Optionen für Weiterbildungen. Das ziehe Fachkräfte eher an als kleinere Betriebe. Dabei sei vor allem in den KMU die Entfaltungsmöglichkeit oftmals grösser und somit der Job auch deshalb besonders attraktiv.