Studie

Weniger Abfall im Kehrichtsack und doch zu viel Wiederverwertbares

Keystone-SDA
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Bern,

In der Schweiz wurde letztes Jahr weniger weggeworfen als noch vor zehn Jahren. Aber: Bei über der Hälfte der Lebensmittel wäre es vermeidbar gewesen.

Lebensmittel
Viele Lebensmittel landen im Abfall. (Themenbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sechs Millionen Tonnen Abfall kommen in der Schweiz pro Jahr zusammen.
  • Im Vergleich zum Jahr 2012 hat sich der Haushaltsmüll aber verringert.
  • Der Anteil der Lebensmittelabfälle ist aber weiterhin hoch.

In der Schweiz ist 2022 weniger Abfall im Kehrichtsack gelandet als noch vor zehn Jahren. Dennoch besteht ein Fünftel des Kehrichts aus Stoffen, die eigentlich wiederverwertbar sind. Zudem wäre es bei mehr als der Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel vermeidbar gewesen, diese zu entsorgen.

Das zeigt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in seiner neuen Studie «Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2022», die es am Dienstag in Bern vorstellte. Demnach kommen pro Jahr rund sechs Millionen Tonnen Abfall aus Haushalten und Kleingewerbe zusammen. Das sind 671 Kilo sogenannte Siedlungsabfälle pro Person.

Etwa die Hälfte dieser Siedlungsabfälle wird separat gesammelt und verwertet. Die andere Hälfte kommt in die Kehrichtverbrennungsanlagen. Im Vergleich zur letzten Kehrichtsackanalyse aus dem Jahr 2012 nahm der Haushaltsmüll pro Person von 206 auf 148 Kilo und damit um 58 Kilo ab. Zustande kam die Reduktion durch die Bemühungen zur Förderung des Recyclings.

50 Kilo Lebensmittalabfälle

Trotz dieser positiven Entwicklung zieht das Bafu eine durchzogene Bilanz. 21 Prozent oder 31 Kilo des Kehrichts pro Kopf hätte sich nämlich zur Wiederverwertung geeignet.

Dabei handelt es sich gemäss dem Bafu besonders um verarbeitete und gekochte Speisereste, Rüstabfälle von Gemüse und Früchten sowie Kunststoffverpackungen wie Milch- oder Shampooflaschen.

Abfallsäcke
Abfallsäcke stapeln sich. (Symbolbild) - Keystone

Zwar nahm die Menge an Lebensmittelabfällen im Kehrichtsack innert zehn Jahren von 60 auf 50 Kilo pro Person und Jahr ab. Der Anteil der Lebensmittel am Kehricht nahm dabei aber von 15,2 auf 18,4 Prozent zu. Das hängt indessen mit der stärkeren Abnahme anderer Abfallarten wie Glas, Papier oder Kunststoff zusammen.

Durchschnittlich landeten 2022 pro Person 23 Kilo Rüstabfälle, 25 Kilo Lebensmittel (Milchprodukte, Obst, Gemüse) sowie 2,2 Kilo Fisch und Fleisch im Hauskehricht. Davon wäre über die Hälfte vermeidbar gewesen. Sie wären bei rechtzeitigem Konsum und korrekter Lagerung essbar geblieben.

Mehr Anstrengungen für Kreislaufwirtschaft

Biogene Abfälle – Lebensmittel und Gartenabfälle (Blumen, Äste, Topfpflanzen) – machten zusammen 35,4 Prozent im durchschnittlichen Kehrichtsack aus. Waren wie Spielzeuge, Ordner oder Windeln nahmen 17,9 Prozent des Inhalts ein. Auf Kunststoffe entfielen 13,4 und auf Papier 11,9 Prozent.

Für das Bundesamt ergibt sich daraus, dass weitere Anstrengungen für die Kreislaufwirtschaft nötig sind, wie seine Direktorin Katrin Schneeberger sagte.

Werfen Sie viele Lebensmittel weg?

Die Analyse erbrachte auch weitere positive Aspekte. Gegenüber 2012 nahmen die Anteile von Glas und Papier im Kehricht um je einen Prozentpunkt auf drei respektive zwölf Prozent ab. Die Menge an Kunststoffen im Sack sank von 249'000 Tonnen auf 174'000 Tonnen.

Anteilsmässig entspricht das einer Abnahme von 15 auf 13 Prozent. Grund dafür sind zum einen grössere Angebote bei der Kunststoffsammlung, zum anderen die tendenziell leichteren Verpackungen.

Das Bafu erhebt die Zusammensetzung des Kehrichts seit 1982 im Zehnjahresrhythmus. Wie 2012 sortierte es im vergangenen Jahr 16,5 Tonnen Kehrichtsäcke aus 33 repräsentativ ausgewählten Gemeinden nach Abfallarten aus. Produktions- und Sonderabfälle aus Industrie und Gewerbe, Bauschutt und Klärschlamm wurden nicht untersucht.

Kommentare

HaHa

#4681: Aha, und dies soll dann repräsentativ sein? In der Schweiz gab es Ende 2021 genau 2148 Gemeinden mit 8 738 791 Menschen. Und mit dieser schwachen Faktenlage (1.53%) errechnet das BAFU dann solche Zahlen, welche die Bürger dazu bewegen sollen, umzudenken? Versteht mich nicht falsch: ich zweifle nicht an dass es nötig ist, solche Verschwendung zu reduzieren oder besser noch zu stoppen. Aber dafür verlange ich Fakten, welche einer genaueren Überprüfung auch standhalten!

User #1819 (nicht angemeldet)

Anscheinend sind wie Schweizer nicht fähig den Toaster richtig einzustellen, darum müssen sie haufenweise zu scharf gebackene Toasts fortwerfen.

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