WHO und Bund warnen vor Ausbreitung der Masern
Die WHO warnt vor einer starken Zunahme der Masern-Fälle - auch in der Schweiz! Der Immunologe Beda Stadler hofft auf den Sieg des menschlichen Verstandes.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz vorhandenem Impfstoff nehmen die Masern-Erkrankungen weltweit zu.
- Die Anti-Impfpropaganda hat vor allem durch die sozialen Medien Auftrieb erhalten.
- Der Immunologe Beda Stadler hofft, dass der menschliche Verstand eines Tages siegen wird.
Die Masern könnten eigentlich längst ausgerottet sein. Eigentlich. Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, dass das Gegenteil zutrifft: Die Masern sind weltweit auf dem Vormarsch.
Anfang Jahr berichtete die WHO, dass die Zahl der Masern-Fälle weiter gestiegen ist. Im 2017 war es gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 30 Prozent.
Auch in der WHO-Region Europa seien im gesamten Jahr 23’927 Menschen erkrankt. Ein Jahr zuvor waren es nur 5’273 Fälle. Von der Ausrottung der Masern sind wir also noch weit entfernt. Warum?
Neben WHO warnt auch BAG in der Schweiz vor Masern
Der bekannte Immunologe Beda Stadler glaubt zu wissen, wo das Problem liegt.
«Man könnte die Masern erst ausrotten, wenn man Verschwörungstheoretiker, Esoteriker und religiöse Fanatiker ausrotten könnte. Es ist zu hoffen dass der menschliche Verstand eines Tages siegen wird,» sagt er zu Nau.
Auch in der Schweiz sind die Masern auf dem Vormarsch. Laut dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit BAG wurden in diesem Jahr allein im Januar und Februar 50 Erkrankungen gezählt.
Im Vergleich zur selben Vorjahresperiode mit 12 Fällen entspricht dies einer Zunahme von 317 Prozent.
«Die Anti-Impf-Propaganda hat sich verstärkt, weil die sozialen Medien dies geschehen lassen», erklärt Stadler. Er fordert: «Wissenschaftliche Dummheiten sollten wie die Hassreden von den Plattformen verschwinden.»
«Jede Impfung ist harmloser als das Durchmachen der Krankheit»
Eine spezifische Therapie gegen Masern gibt es nicht. Das BAG empfiehlt die Masern-Impfung. Beda Stadler ist überzeugt: «Jede Impfung ist harmloser als das Durchmachen der Krankheit.»
Aus einer Masernerkrankung können sich schwere Komplikationen wie eine Hirn-, Lungen-, oder Mittelohrentzündung entwickeln. Im schlimmsten Fall führen Masernkomplikationen zum Tod.
Obwohl die Masern auch Erwachsene treffen können, werden sie oft als «Kinderkrankheit» abgetan.
«Jede Krankheit wird verharmlost, falls sie in der Gesellschaft nicht mehr vorherrscht. Solange die Menschen nicht sehen zu was für Leiden und Folgeschäden ansteckende Krankheiten führen, verlieren sie die Angst davor.»
Die Masernviren seien besonders für ältere Personen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sehr gefährlich.