Zeugen: Mann wurde mit Wucht in Polizeiauto befördert
Im Prozess gegen einen Polizisten berichteten Zeugen, einen Mann bei einer Polizeikontrolle «mit Wucht» in ein Dienstfahrzeug befördert gesehen zu haben.

Im Prozess vor dem Berner Obergericht gegen einen Polizisten wegen Tätlichkeiten und Amtsmissbrauch, haben am Dienstag mehrere Medienschaffende als Zeugen berichtet, dass sie mitbekommen hätten, wie ein Mann bei einer Polizeikontrolle «mit Wucht» in ein Dienstfahrzeug befördert worden sei.
Es sei «eine Mischung aus werfen, stossen und schubsen» gewesen, erinnerte sich einer der befragten Zeugen. Ein weiterer Zeuge, ein Kantonspolizist, sprach hingegen davon, dass der angehaltene Mann beim Einsteigen ins Fahrzeug bei einem Tritt gestolpert sei.
Die Medienschaffenden der Berner Tamediazeitungen waren an dem Tag im Juni 2021 gemeinsam beim Berner Bahnhof für eine Flyeraktion. Dabei beobachteten sie zufällig die Anhaltung eines Mannes, der etwas torkelnd unterwegs war.
Die Journalistinnen und Journalisten empfanden das Verhalten der Polizei gegenüber dem Mann als verstörend und unnötig hart. Sie verfassten nach dem Geschehen unabhängig voneinander ein Gedächtnisprotokoll. Insbesondere zwei der Medienschaffenden waren dann mit Recherchen und dem Schreiben eines Artikels über den Vorfall beschäftigt.
Mann bei Polizeikontrolle wie «Kartoffelsack» ins Fahrzeug geworfen
Aus diesem ging unter anderem hervor, dass der angehaltene Mann wie ein Kartoffelsack ins Polizeifahrzeug geworfen worden sei. Mit dieser Formulierung habe man ausdrücken wollen, dass der Mann nicht wie ein Mensch, sondern eher wie ein Gegenstand behandelt worden sei, sagt einer der Zeugen.
Die Journalistinnen und Journalisten hätten intensiv über die richtige Wortwahl diskutiert. Man sei sich der Tragweite des Artikels bewusst gewesen und sei sorgfältig und sehr präzis bei dem geblieben, was man wahrgenommen habe.
Der angeschuldigte Polizist war in erster Instanz wegen Tätlichkeiten und Amtsmissbrauch zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden. Er legte Berufung gegen das Urteil ein.