Zoff um bürgerliches Inserat in Gay-Magazin
Die Aids-Hilfe Schweiz boykottiert ein Gay-Magazin wegen eines bürgerlichen Inserates. Die SVP will ihr darum jetzt die Bundesgelder streichen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Aids-Hilfe Schweiz boykottiert wegen eines Inserates das Schwulen-Magazin «Display».
- Die SVP will ihr darum die Bundesgelder streichen.
- Ausserdem soll der Geschäftsleiter «zurückgepfiffen» werden.
«Display» ist ein Schwulen-Magazin und erreicht monatlich bis zu 40'000 Leser. Bei der aktuellen Ausgabe dürften es sogar noch einige mehr sein.

Schuld ist ein Inserat in der Mitte des Heftes. Denn da steht in grossen, roten Buchstaben: «Wir wollen Gleichberechtigung, keine Sonderrechte».
Bürgerliche auf ungewohnter Plattform
Das Inserat kommt vom überparteilichen Komitee «Sonderrechte Nein», welches sich aus homo- und bisexuellen bürgerlichen und jungfreisinnigen Politikern zusammensetzt. Sie sind gegen die Änderung des Strafgesetzbuches und des Militärstrafgesetzes, welche Aufrufe zu Hass und Diskriminierung gegen Schwule und Lesben strafbar machen will.
Das Schweizer Stimmvolk entscheidet am 9. Februar 2020 über die Ausdehnung der Rassismus-Strafnorm.
Dass ein Schwulen-Magazin ein solches Inserat druckt, sorgt für Verwirrung und rote Köpfe. Besonders bei der Aids-Hilfe Schweiz, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Geschäftsleiter Andreas Lehner wirft «Display» vor, mit dem Inserat «gegen all unsere Werte zu verstossen».

Die Organisation stellt darum per sofort jegliche Zusammenarbeit mit dem Lifestyle-Magazin ein. «Es ist einfach nur dumm, so ein Inserat zu veröffentlichen», schreibt Lehner in seiner Kündigungs-Mail an den Chefredaktor. Es sei erwiesen, dass in einer diskriminierenden Gesellschaft sich mehr Homosexuelle mit HIV anstecken würden.
Für «Display» ist diese Massnahme «massiv und existenzbedrohend», weil die Aids Hilfe seit Jahren einer der grössten Inserenten sei. «Wir haben es contre coeur gedruckt, aber es handelte sich ja nicht um ein menschenverachtendes oder gesetzeswidriges Inserat», wird Chefredaktor Beat Stephan zitiert.
SVP-Hess will Bundesgelder streichen
Der SVP stösst die Geschichte sauer auf. Denn die AHS erhält jährlich über 1,5 Millionen Franken an Subventionen vom Bund. Für SVP-Nationalrat Erich Hess (BE) ist klar: Hier wird mit öffentlichen Geldern eine politische Meinung propagiert. Er will darum in der kommenden Session einen Budgetantrag stellen und der Aids-Hilfe die Gelder streichen.

Auch Michael Frauchiger, Vorstandsmitglied der SVP Zürich, Co-Präsident des Komitees «Sonderrechte Nein» und Auftraggeber des Inserates, ist empört ab der Entwicklung. «Gleichberechtigung wird durch Normalität erreicht und nicht durch Sonderbehandlung». Für ihn vernachlässigt die AHS mit der Kündigung der Zusammenarbeit direkt ihren Auftrag, nämlich die HIV-Prävention.
Ob er der Aids-Hilfe auch direkt die Finanzierung entziehen wolle? «Ja und Nein», sagt Frauchiger zu Nau. «Es gilt grundsätzlich, das Ganze zu hinterfragen. Es kann nicht sein, dass eine durch Bundesgelder finanzierte NGO so Meinungsbildung unterdrückt.»
Nach einem Rundumschlag auf Twitter schickt Frauchiger darum noch eine klare Forderung in Richtung AHS-Präsident Martin Klöti (FDP, SG). «Ich erwarte, dass Geschäftsleiter Lehner zurückgepfiffen wird.»