Zucker-Reduktion kommt nicht bei allen Konsumenten an
Der Bund will weniger Zucker in Lebensmittel. Die Hersteller machen mit. Nicht immer kommt das beim Kunden gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Händler und Lebensmittelhersteller haben 2015 die «Erklärung von Mailand» unterzeichnet.
- Die verlangte Zucker-Reduktion kommt nicht nur gut an.
- Lebensmittelhersteller ändern darum die Rezeptur jeweils nur gering.
Schweizer konsumieren im Schnitt täglich 110 Gramm Zucker. Doppelt so viel, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt.
Gesundheitsminister Alain Berset hat darum mit führenden Schweizer Detailhändlern und Lebensmittelherstellern 2015 die «Erklärung von Mailand» unterzeichnet. Damit haben sich die Firmen verpflichtet, den Zuckeranteil zu reduzieren.
Das ist einfacher gesagt als gemacht. Wie «SRF» berichtet, kommen die zuckerfreien Produkte nicht überall gut an. Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker sagt: «Wir haben mal ein Joghurt auf den Markt gebracht mit 30 Prozent weniger Zucker. Das wurde nach wenigen Monaten aus dem Sortiment genommen.»
Mini-Schritte zu weniger Zucker
Der Milchverarbeiter macht darum Mini-Schritte, um den Zuckergehalt in Joghurts zu senken. «Wir haben bei allen Joghurts solche Schritte gemacht. Wir sprechen hier aber von 0,1 bis 0,2 Prozent des zugesetzten Zuckers.» Das sei wichtig, damit sich die Konsumenten an weniger süsse Milchprodukte gewöhnen.
Die «Erklärung von Mailand» hat auch Aldi unterzeichnet. Der Discounter hat bei Joghurts seither den Zuckeranteil um 15 Prozent gesenkt, bei Frühstücksflocken um 30 Prozent. Man sei mit der Absatzentwicklung «sehr zufrieden», heisst es auf Anfrage von Nau.ch.
Ebenfalls an Bord ist die Migros. Der orange Riese hat ebenfalls den Zuckeranteil in Eigenmarkenprodukten reduziert. Genaue Details zum Absatz der weniger süssen Quarks, Joghurts und Cerealien will Sprecherin Crista Maurer nicht nennen. Doch: «Eine schrittweise Reduktion des Zuckers hat sich bewährt, damit sich Kundinnen und Kunden an den neuen Geschmack gewöhnen können.»
Gesteckte Ziele erreichbar
Weniger konkret ist hingegen Coop. Sprecherin Melanie Grüter sagt: «Produkte mit reduziertem Zuckergehalt und Produkte ohne Zuckerzusatz sind bei unseren Kundinnen und Kunden beliebt.» Man sei aber zuversichtlich, die gesteckten Ziele erreichen zu können.
Bei der «Erklärung von Mailand» liegt der Fokus auf Joghurts und Frühstücksflocken. Dass auch in anderen Produkte-Kategorien mehr drin liegt, zeigt etwa Nestlé.
Der Lebensmittel-Multi hat vor vier Jahren den Zuckergehalt der bekannten Cailler-Milchschokolade um 7 Prozent reduziert. Gleichzeitig wurde der Milchanteil erhöht. Ohne Einbusse beim Geschmack, wie es heisst.
Allerdings ist es nicht einfach, den Zucker zu reduzieren. Liliane Bruggmann vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sagt gegenüber «SRF»: «Wenn man zu viel Zucker wegnimmt, hat man Schwierigkeiten mit der Konsistenz. Es sind verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen.»
Sie begleitet die Reduktionspläne der Konzerne eng. «Das gibt uns die Möglichkeit zu sehen, was wir von unserer Seite her verlangen können. Es zeigt aber gleichzeitig auch kleineren Unternehmen, was technologisch machbar ist.»