Zukunftstag: SVP-Frauen sind pro Gleichstellungs-Übung
Das Wichtigste in Kürze
- Am Zukunftstag schnuppern Schüler einen Tag lang Arbeitsluft.
- Bund und Kantone haben den heutigen Tag unter das Thema «Rollentausch» gestellt.
- SVP-Nationalrätinnen sind sich einig, dass es wichtig ist, Stereotypen zu überwinden.
Heute ist das Durchschnittsalter der Nau-Redaktion gesunken: Es ist Zukunftstag. Kinder besuchen zu dieser Gelegenheit den Arbeitsplatz der Eltern. Oder schnuppern einen Tag lang in einem anderen Beruf, den sie gerne kennenlernen möchten.
Bund und Kantone haben sich dafür ein besonderes Thema ausgedacht: Rollentausch. Mädchen sollen in typischen Männerberufen schnuppern. Buben dagegen in typischen Frauenjobs. Damit soll die geschlechterspezifische Berufswahl aufgebrochen werden.
Bevormundung im Namen der Gleichstellung?
Ist das zu viel Bevormundung durch den Staat? So zumindest empfanden zahlreiche Nau-Leser. Die Zürcher SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer dagegen schüttelt den Kopf. «Grundsätzlich finde ich den Austausch gut», sagt sie zu Nau.
Ihre Obwaldner Ratskollegin Monika Rüegger pflichtet Schläpfer bei. «Rollentausch ist gut», doppelt die Nationalrätin in spe nach.
Die beiden Frauen sind selber Mütter von Kindern im Teenageralter oder darüber. Sie wissen, wie wichtig es ist, dass Kinder verschiedene Einblicke bekommen und ihre Interessen breit gefördert werden.
«Zwang kontraproduktiv»
Einig sind die beiden sich aber auch darin, dass man die Kinder zu nichts zwingen sollte. «Im Vordergrund sollte ein angezeigtes Interesse stehen», sagt Schläpfer. Dass dann allerdings «in einem Beruf, bei dem sich die Jungen nicht trauen, sich für eine Schnupperlehre zu bewerben». Das könne Türen öffnen, während Zwang meist kontraproduktiv sei.
Ginge es nach Rüegger, wäre es nicht erst der Zukunftstag, der Kinder von Stereotypen wegführt. «Kinder sollten bereits daheim vorgelebt bekommen, dass zum Beispiel im Haushalt jeder jede Aufgabe können muss. In der Schule sollte zudem wieder mehr Gewicht auf handwerkliche Fächer gelegt werden. Damit Jungs stricken, Mädchen laubsägelen und alle gemeinsam kochen lernen.»
Denn diese Kompetenzen seien es, die sich in anderer Form später auch in den Berufslehren wiederfinden würden. Wenn die Kinder keine Berührungsängste damit haben, würden die Berufe für sie die stereotype Geschlechterzuordnung allmählich verlieren.
Buben nicht benachteiligen
Wermutstropfen für die Aargauer SVP-Nationalrätin Martina Bircher: «Schade ist, dass der Schnuppertag als Chefin nur Mädchen angeboten wird. Wir müssen aufpassen, dass nicht bald mal die Buben zu kurz kommen.» Den Kindern aufgrund des Geschlechts etwas vorzuenthalten, findet sie falsch.
Grundsätzlich hält Bircher es wie Kollegin Rüegger. «Es liegt vor allem an den Eltern, ihre Kinder zu motivieren, etwas Neues auszuprobieren. Und ihnen klar zu verstehen zu geben, dass jeder Beruf und jedes Familienmodell gut ist. Solange es für sie stimmt.»