Zürcher Jungfreisinnige setzen sich für Plastiksäckli ein

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Zürich,

Zürcher Jungfreisinnige wollen sich fürs Klima einsetzen. Aber so, dass die Freiheit des Einzelnen nicht eingeschränkt wird. Auch nicht beim Plastiksäckli.

grillaktion jfdp
Die Jungfreisinnigen der Stadt Zürich betrieben vor dem Rathaus einen Grillstand, um ein Zeichen gegen die Verbotskultur im Rahmen der Klimapolitik zu setzen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Gemeinderat der Stadt Zürich diskutiert Plastiksäckli und Vegi-Menus.
  • Die Jungfreisinnigen sehen dadurch die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt.
  • Sie fordern eine Klimapolitik, die niemanden in seinem Handeln einschränkt.

Als die Klimadebatte Fahrt aufnahm, beschloss auch die FDP, mitzutun. Fast im Alleingang verpasste Parteipräsidentin Petra Gössi den Blauen einen grünen Anstrich. Und weil der Apfel selten weit vom Stamm fällt, denken auch die Jungen übers Kima nach.

Petra Gössi FDP Jungfreisinnige
Petra Gössi ist Parteipräsidentin der Freisinnigen. Wie die Mutterpartei, haben sich auch die Jungfreisinnigen dem Klimaschutz angenähert. - Nau

Diese Gedanken machen die Jungfreisinnigen vor allem eines: hässig. Statt die Welt zu retten, würde die gegenwärtige Klimapolitik in erster Linie «die individuelle Freiheit der Bevölkerung signifikant beschneiden». Das sagen die Jungfreisinnigen in Zürich.

Jungfreisinnige gegen Plastikverbot

Aufgebracht haben die Jungen drei Postulate, welche heute im Zürcher Gemeinderat traktandiert waren. Die EU will ab 2021 Produkte aus Einwegplastik im öffentlichen Raum verbieten – oder zumindest arg einschränken. Genf und Neuenburg ziehen nach – die Zürcher Linke fordert dies nun auch.

Das wollen die Jungfreisinnigen vermeiden. Denn einerseits hätten Plastiksäcke eine bessere Umweltbilanz als Papier- oder Baumwollsäcke. Das stimmt, solange man von einer einmaligen Verwertung ausgeht.

Plastik besser als Papier und Stoff?

Gerade die putzig bedruckten Baumwolltaschen baumeln oft aber jahrelang von den Schultern ihrer umweltbewussten Besitzer. Ein Plastiksäckliverbot könnte die Lebensdauer von Papier- und Stofftaschen gar noch verlängern.

Plastiksäckli Jungfreisinnige
Die Ökobilanz von Plastiksäckli, Stoff- oder Papiertaschen verändert sich mit jedem Gebrauch. - Keystone

Die Jungfreisinnigen aber sähen dennoch lieber weiterhin die praktischen Einwegplastiksäckli im Umlauf. Allerdings nicht allzu lange.

Denn die Plastiksäckli machen sich wunderbar «als Brennstoff für Kehrichtverbrennungen, die mittels Fernwärme massiv zur Reduktion von schädlichen Ölheizungen beitragen».

Vegi-Menus und CO2-Kontrolle

Das Geschäft wurde vertagt. Es war allerdings nicht das einzige Ärgernis. Zwei weitere Postulate fordern einerseits, dass städtische Kantinen mindestens ein vegetarisches Menu führen sollen.

Andererseits soll die CO2-Menge pro konsumiertem Kantinen-Menu reduziert werden. Unsinn, finden die Jungfreisinnigen, und sprechen sich für «eine gesunde Esskultur ohne Einschränkungen der Essgewohnheiten durch den Staat» aus.

Kantine Mensa Jungfreisinnige
Zürcher Linke fordern ein Vegi-Menu und CO2-Kontrolle an städtischen Kantinen. Zürcher Jungfreisinnige fürchten dadurch Mehrkosten. - Keystone

Vegi-Menu und CO2-Kontrolle, so die Jungfreisinnigen gegenüber Nau, würden bloss die Preise unnötig erhöhen. Nicht, weil Fleisch günstiger wäre als Pasta oder Tofu. Der Kilopreis liegt sogar um ein Vielfaches höher.

Zusätzliche Kosten?

Aber weil die Kantinen dann gezwungen wären, eine Auswahl an mindestens zwei Menus zu bieten. Auch das Berechnen des CO2-Ausstosses pro Menu könnte Mehrkosten verursachen, fürchten die Jungfreisinnigen.

Hier könnten allerdings CO2-Rechner wie jener des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (DE) die Situation entschärfen.

Grillen um die Wurst

Wie dem auch sei: «Die Jungfreisinnigen stehen für eine Umweltpolitik, die mit inspirierten, durchdachten Lösungen auftritt», teilen sie mit.

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Die Jungfreisinnigen Zürich grillieren gegen die Verbotskultur. - zVg

Um diese Forderung zu unterstreichen, wurden heute vor dem Zürcher Rathaus ein Grill aufgebaut und Würste verteilt. An alle Politiker, denen die Freiheit beim Plastiksäckli- und Fleischkonsum eben nicht Wurst ist.

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