Stadt Zürich

Zürcher Rektor: «Müssen KI als Werkzeug akzeptieren»

Anna Baumert
Anna Baumert

Zürich,

Ein Zürcher Maturand hat seine Prüfung bestanden, ohne die Bücher gelesen zu haben – dank KI. Der oberste Zürcher Rektor sagt: «Man kann KI nicht aufhalten.»

ChatGPT
Ein Zürcher Maturand liess für die mündliche Maturprüfung ChatGPT die Bücher für ihn lesen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Maturand aus Zürich erhielt bei der mündlichen Prüfung dank ChatGPT die Bestnote.
  • Gelesen hatte er kein einziges der neun verlangten Bücher.
  • Aufhalten will ein Zürcher Rektor die Entwicklung nicht – sondern akzeptieren.

Ein Zürcher Maturand sorgte zuletzt für Aufmerksamkeit: Von den neun Büchern, die er für seine mündliche Deutsch-Maturprüfung vorbereiten sollte, las er kein einziges. Dank ChatGPT – das ihm Zusammenfassungen erklärte, erhielt er dennoch die Bestnote.

Jetzt äussert sich der oberste Zürcher Rektor Andreas Niklaus zu dem Fall. Und erklärt, was er von künstlicher Intelligenz (KI) an Schulen hält.

«Ich glaube, dass Lesen eine sehr hohe Bedeutung hat», sagt er im Gespräch mit der NZZ. Diesen Prozess müsse man Kindern und Jugendlichen näherbringen. Denn es habe «viele Vorteile, wenn es darum geht, eine Materie wirklich zu durchdringen».

Aber auch das, was der Zürcher Maturand gemacht habe, sollten die Heranwachsenden seiner Ansicht nach mitbringen: «Er hat sich dank KI in kürzester Zeit viel Wissen angeeignet. Das gehört zur Studierfähigkeit dazu.» Denn an der Universität sei es einem nicht mehr möglich, alles zu lesen.

«Die Masse der Materialien ist schlicht zu gross. Also muss man sich mit Hilfsmitteln zurechtfinden», so Niklaus.

Dennoch hält er es für «falsch», mit einer Liste nicht gelesener Bücher zur mündlichen Prüfung zu erscheinen. Denn dies entspreche nicht der Abmachung zwischen Schülern und Lehrern.

«Unsere Lehrpersonen erwarten, dass die Maturanden die Bücher auf ihrer Liste tatsächlich gelesen haben», stellt der oberste Rektor klar. Falls während der Prüfung festgestellt werde, dass das Buch nicht gelesen wurde, führe dies zu einem Abzug in der Note.

Rektor: «Man kann KI nicht aufhalten»

Auch bei schriftlichen Maturarbeiten könnte KI zum Einsatz kommen. An der Kantonsschule Zürich Nord habe eine Kommission sich mit den Konsequenzen auseinandergesetzt, sagt Niklaus. «Auf Basis der Empfehlungen des Digital Learning Hub sollen unsere Maturanden ihre Arbeit nicht mehr nur präsentieren, sondern verteidigen müssen. So wollen wir testen, ob sie ihr Thema wirklich durchdrungen haben.»

KI wird von Lehrpersonen immer mehr im Unterricht eingesetzt. Niklaus nennt als Beispiel einen Biologie-Auftrag seiner Tochter: Sie sollte explizit diese Tools für schriftliche Arbeiten und Poster benutzen. Die jeweilige Quelle musste aber angegeben werden.

Der oberste Zürcher Rektor sieht diese Unterrichtsform «eigentlich positiv». Er stellt klar: «Man kann KI nicht aufhalten.»

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Zuerst habe es einen Aufschrei gegeben – wie damals, als man erstmals Textprogramme mit Autokorrektur verwendete. Dass diese sich durchsetzten, konnte man schlussendlich nicht verhindern.

«Wir müssen KI-Programme als Werkzeuge akzeptieren», sagt Niklaus deshalb. Ebenfalls sei wichtig, einen vernünftigen Umgang damit zu finden und KI-generierte Resultate zu hinterfragen. Und man müsse sie «als Basis für Texte verstehen lernen, die von Schülerinnen und Schülern weiterentwickelt werden können».

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Kommentare

User #2736 (nicht angemeldet)

Dagegen gibt es ein probates Mittel: mündliche Prüfungen.

User #3790 (nicht angemeldet)

Wo ist das Problem? Er halt gelesen was er muss. Er hat einfach nicht die ganzen Bücher gelesen sondern das Wissen daraus kompakt gelernt. Das einzige was man muss ist ja das Wissen haben welches Buch dazu führt ist ja egal.

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