Halleluja-Kolumnist: Ich bin stolz darauf, ein Freikirchler zu sein
Sam Urech (35) aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist. Er schreibt auf Nau.ch das Wort zum Freitag.
Das Wichtigste in Kürze
- Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
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- Den Autoren erreichen Sie für Fragen und Anregungen direkt per E-Mail unter [email protected].
Falls Sie Freikirchen nicht so mögen, sollten Sie jetzt stark sein. Sie schaffen das!
Ich will Vorurteile ansprechen. Sind Freikirchen Sekten? Natürlich nicht. Wobei es offenbar Freikirchen gäbe im Land, die «sektiererische Tendenzen» aufweisen, betonen Sektenexperten mit erhobenem Zeigefinger.
Schon möglich. Dann habe ich aber auch schon einer sektiererischen Jemako-Party beigewohnt, würde ob der Radikalität von Nahrungsergänzungs-Fans erschrecken. Und sähe sektenhafte Züge in Vereinen oder bei Suchmaschinen-Firmen.
Wenn eine Gruppierung Ziele hat und diese durch eine dynamische Gemeinschaft erreichen möchte, ist sie deswegen noch lange keine Sekte.
Sekten haben einen Guru mit grenzenloser Autorität. Sekten isolieren ihre Mitglieder von ihrem Umfeld, Sekten beanspruchen für sich, alleinig jede Wahrheit zu kennen. Sekten haben niemals die Freiheit im Sinn.
«Geld sammeln wie Wikipedia»
«In einer Freikirche treffen sich fundamentalistische Stündeler», hat mir mal jemand gesagt. «Die nehmen dir da alles Geld weg.»
Ich lernte in meinem Leben mehr Freikirchen kennen, als ich Frauen küsste. Und habe noch nie eine Freikirche gesehen, die mir Geld wegnahm.
Natürlich wird Geld gesammelt und zu Spenden aufgerufen – kommt aber bei Wikipedia-Besuchen auch vor. Wo ist das Problem? Wenn die Landeskirchen Kirchensteuern einziehen, krächzt deswegen kein Güggel.
«Ich lerne gerne dazu»
Ob wir fundamentalistisch sind? Möglicherweise. Also ich bin es, wenn man mit fundamentalistisch ein kompromissloses Festhalten am Glauben, dass Jesus Christus Gottes Sohn und für mich gestorben ist, meint. Ansonsten halte ich mich nicht gerne an etwas fest, sondern lerne lieber dazu.
Ich besuche die Freie Evangelische Gemeinde in Wetzikon ZH. Etwa 250 Erwachsene beten und singen da sonntags, bevor sie dem Pastor lauschen.
Unser leitende Pastor ist zwei Meter gross. Er sieht gfürchig aus. Und könnte auch als Türsteher arbeiten.
Ist er ein Guru? Nein. Folge ich ihm nach? Natürlich.
Sehe ich deswegen alles genau so, wie er es sieht? Nein. Darf ich selbst denken? Verlangt er von mir.
«Niemand ist perfekt, auch keine Kirche»
Meine Kolumnen kommen in meiner Kirche, weiss Gott, nicht immer überall gut an. Werde ich deswegen beschimpft oder geächtet? Natürlich nicht.
In meiner Freikirche herrscht niemand, ausser der Freiheit. Ganz im Sinne von Jesus, der wusste, dass echte Freiheit nur in freiwilliger Bindung zu haben ist.
Ich muss nicht hier hinkommen, ich will: Weil ich hier herausgefordert und ermutigt werde. Weil ich hier zu Hause bin und tolle Freundschaften pflege.
Es ist nicht alles super in meiner Freikirche. Es gibt auch da Menschen, die mich nerven. Perfekt ist diese Gemeinschaft nicht – da kein Mensch perfekt ist, kommt es auch bei uns zu Verletzungen und Fehlverhalten.
Spielt mir aber keine Rolle. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Freikirche zu sein.
Zum Autor:
Sam Urech ist 35-Jährig, verheiratet, Vater eines kleinen Jungen (2), hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketingagentur RatSam.
Sam liebt seine Familie, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten.
