Mfe-Präsident Luchsinger: Nein zur Kostenbremse-Vorlage

Philippe Luchsinger
Philippe Luchsinger

Zürich,

Philippe Luchsinger ist Präsident von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz. Die Kostenbremse sei ein Angriff auf die Grundversorgung, sagt er im Gastbeitrag.

Philippe Luchsinger Gesundheitswesen
Philippe Luchsinger ist Präsident von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Philippe Luchsinger lehnt die Kostenbremse-Initiative ab.
  • Sie stelle einen Angriff auf die medizinische Grundversorgung dar.
  • Bereits heutzutage fehlen Haus- und Kinderärzte in der Schweiz.

Am 9. Juni stimmen wir über die Kostenbremse-Initiative ab. Sie ist ein populistischer Schnellschuss, ohne Rücksicht auf die Folgen.

Unser Gesundheitssystem wird in seinen Grundzügen angegriffen. Die Grundversorgung steht auf dem Spiel. Verhältnisse wie im Ausland drohen.

Kostenbremse-Initiative ist absurd und gesundheitsgefährdend

In der Verfassung würde folgender Grundsatz festgeschrieben: Die Ausgaben der Grundversicherung dürfen jährlich nicht stärker steigen als die Wirtschaft. Doch gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden Menschen eher krank.

Beispielsweise ist Angst um den Job nachweislich ein grosser Krankheitstreiber. Doch bei einer Annahme gilt: Geht es der Wirtschaft schlecht, geht es den Patienten noch schlechter.

Patientin misst mit Gerät Blutzuckerspiegel
Patientin misst mit Gerät Blutzuckerspiegel - AFP/Archiv

Bei schwacher Konjunktur wird von der Krankenkasse einfach weniger Leistung übernommen. Das ist absurd und gesundheitsgefährdend.

Das Gesundheitssystem läuft am Limit

Es fehlen bereits heute Hausärztinnen, es fehlen die Kinderärztinnen es fehlt das Pflegepersonal. Und wenn die Kostenbremse-Initiative angenommen wird, dramatisieren sich diese Zustände ganz schnell.

Alle, die tagtäglich die Patientenversorgung sicherstellen wissen es: Das Gesundheitssystem läuft schon heute am Limit. Noch nie war die Nachfrage nach pflegerischen und medizinischen Leistungen höher als heute.

Flyer Nein Kostenbremse-Initiative
Flyer zum «Nein zur Kostenbremse-Initiative» liegen im Medienzentrum auf. (Archivbild) - keystone

Ihnen würden mit der Kostenbremse die Leistungen willkürlich vorenthalten. Die Kostenbremse gibt keine Sparmassnahmen vor. Sie schreibt einzig vor, wieviel die Krankenkassen jährlich maximal übernehmen dürfen.

Wie und wo es zu Einsparungen kommen soll, wissen auch die Initianten nicht. Mit der Initiative kaufen wir also eine Mogelpackung.

Kostenbremse-Initiative ist Angriff auf die Grundversorgung

Für all jene, die es noch nicht glauben, wie gefährlich die Kostenbremse tatsächlich ist, denen gebe ich folgende Zahl mit auf den Weg: Wäre die Kostenbremse im Jahr 2000 eingeführt worden, müssten die Patientinnen und Patienten jeden dritten Arztbesuch aus dem eigenen Sack bezahlen.

Denn 37 Prozent aller Gesundheitskosten wären durch die Grundversicherung nicht mehr gedeckt. Unser heutiges Gesundheitswesen wäre nicht mehr wiederzuerkennen. Oder glaubt jemand tatsächlich, mit fast 40 Prozent weniger Leistung hätten immer noch alle den zeitnahen Zugang zur benötigen Versorgung? Wohl eher nicht.

Nein, wir wären soweit wie es die Engländer heute sind. Da werden die Patienten ohne Zusatzversicherungen teilweise gar nicht mehr aus den Sanitätsautos ausgeladen, weil im Spital die Kapazitäten fehlen, um sie aufzunehmen.

Soweit darf es in der Schweiz nicht kommen.

Ist die medizinische Versorgung in der Schweiz gut?

Vergessen wir nicht: Unsere Bevölkerung altert, der Bedarf an Gesundheitsleistungen nimmt zu.

Wenn Sie als grundversicherte Person ohne Privatversicherung auch in 10 Jahren noch gut versorgt werden wollen, dann stimmen Sie am 9. Juni Nein zur schädlichen Kostenbremse-Initiative!

Zum Autor: Philippe Luchsinger ist seit 2016 Präsident von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz. Er ist seit 1988 in Affoltern am Albis als Hausarzt in eigener Praxis tätig.

Kommentare

User #3335 (nicht angemeldet)

Möchten weiterhin saftig absahnen

Huldrych Ammann

Keiner der Akteure möchte auf seine Pfründe verzichten. So geht das seit Jahrzehnten.

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Elisabeth Baume-Schneider Kostenbremse-Initiative Bundesrat
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