Rolf Knie: «1.-April-Scherze? Nein – sonst werde ich noch verklagt!»
Nau.ch-Kolumnist Rolf Knie wird heute am 1. April definitiv keine Scherze machen. Man könne sich dies nicht mehr erlauben, schreibt er in seiner Kolumne.
Das Wichtigste in Kürze
- Leben wir in einer Moraldiktatur? Ja, findet der Künstler Rolf Knie.
- Man könne sich nicht einmal mehr 1.-April-Scherze erlauben.
- Rolf Knie schreibt ab sofort in regelmässigen Abständen Kolumnen auf Nau.ch.
«Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen.» Das ist ein Zitat von Fjodor Dostojewski. Was der russische Schriftsteller vor über 100 Jahren geschrieben hat, gilt heute je länger, je mehr.
Ich würde sehr gerne mehr auf den sozialen Medien posten und meine Meinung öffentlich kundtun. Aber meine Galeristin bremst mich jeweils – und meint dann: «Rolf, mach das doch lieber nicht!» Es ist heute ja nicht mehr zulässig, seine Meinung zu äussern, wenn sie nicht der Mehrheit entspricht. Der Shitstorm folgt auf dem Fusse, eine sachliche Diskussion tritt in den Hintergrund.
Thomas Gottschalk sagte in seiner «Wetten, dass..?»-Abschiedssendung, dass er im Fernsehen immer so geredet habe wie zu Hause. Das könne er inzwischen nicht mehr, weil er einen Shitstorm befürchte. Genau das ist es doch.
Es wird immer gefährlicher, seine persönliche Meinung zu sagen. Wir haben heutzutage meiner Meinung nach eine Moraldiktatur.
Auf der Bühne und auch als Clown ist es mir wichtig, Spielfreude zu zeigen. Doch mit der heutigen Moraldiktatur wird einem ein grosser Teil der Lebensfreude genommen. Wir können uns heute aber nicht einmal mehr 1.-April-Scherze erlauben.
Die Medien geben kein gutes Bild ab
Die Leute haben aber mittlerweile Angst, dass sie in Fettnäpfchen treten und dann am Ende sogar noch verklagt werden. Ich finde diese Entwicklung jammerschade. Mit dieser Moraldiktatur gehen wir in eine ganz gefährliche Richtung.
Sorry, aber die Medien geben dabei auch kein gutes Bild ab. Ein Beispiel: Bei einer Schraube, die eine Mutter hat, darf man die Mutter nicht mehr «Mutter» nennen. Das sei frauenfeindlich, heisst es dann in den Medien. Lächerlich.
Eine Beleidigung für Normaldenkende
Die Sprachdiktatur, die wir mittlerweile praktizieren, deformiert unsere Sprache. Dabei haben so viel zum Guten verändert. Beispielsweise, was die Frauenrechte anbelangt. Oder die Minderheiten.
Aber jetzt wird der Bogen überspannt. Es ist logisch und wenig verwunderlich, wenn dies eine Gegenreaktion erzeugt.
Denn: Diese neue Sprachdiktatur ist eine Beleidigung für die Normaldenkenden. Ich wünsche mir, dass wir wieder auf den normalen Weg zurückfinden.
Wenn ich mit meinem grossen Freundeskreis spreche, sind wir der Meinung, dass wir von einer Minderheit gelenkt werden. Die Minderheit bestimmt, was die Mehrheit heute machen muss.
Man wirft Diktaturen zu Recht vor, dass sich das Volk politisch nicht frei äussern könne. Unsere aktuelle Politik betreibt Moraldiktatur. Sie schreiben uns vor, wie wir zu leben, denken und zu reden haben. Ich frage mich: Welche Diktatur ist schlimmer für die Menschen?
Wissen Sie, was ein wichtiger Unterschied zwischen Tieren und Menschen ist? Tiere würden niemals zulassen, dass die Dümmsten das Rudel anführen.