Klimawandel stört den Rhythmus der Zugvögel
Viele Zugvögel ziehen im Winter kaum noch oder gar nicht mehr in den Süden. Schuld daran ist unter anderem der Klimawandel.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer weniger Vögel ziehen im Winter von Europa aus in den Süden.
- Für Biologe Livio Rey von der Vogelwarte Sempach trägt der Klimawandel eine Mitschuld.
- Einige Vögel verbleiben mittlerweile sogar im Winter in Europa.
Wenn es im Herbst draussen wieder kälter wird, flieht nicht nur der Mensch in die Wärme, sondern auch die Zugvögel. Viele von ihnen fliegen zwischen August und November in wärmere Gebiete südlich des Äquators, um dort zu überwintern.
Klimawandel stört den Rhythmus
Dieses wiederkehrende Phänomen leidet allerdings seit Jahren bereits unter den Folgen vom Klimawandel. «Das unvorhersehbare Wetter, Dürren und Unwetter machen den Vögeln zu schaffen», sagt Livio Rey, Biologe der Vogelwarte Sempach.
Besonders davon betroffen seien dabei die Vögel, welche in Gebiete südlich der Sahara ziehen würden, so Rey. «Die Vögel kommen immer zum gleichen Zeitpunkt nach Europa zurück, wenn Nahrung in Form von Insekten verfügbar ist.» Da aber wegen des Klimawandels der Frühling und damit auch die Insektenverfügbarkeit immer früher beginne, könne dies zu Problemen führen. «Da Zugvögel immer zum gleichen Zeitpunkt ankommen, kann es sein, dass bis dahin viele Insekten wieder weg sind», so Rey.
Angepasste Zugstrategien
Es kann daher immer wieder vorkommen, dass Vögel ihre Zugstrategien in Folge des Klimawandels anpassen oder ändern, sagt Rey. «Dies betrifft zum Beispiel Wasservögel, die früher in der Schweiz überwinterten.» Da viele Seen im Norden Europas mittlerweile eisfrei blieben, würden die Vögel nicht mehr Richtung Süden ziehen, so der Biologe.
Mittlerweile gäbe es auch Vogelarten, die gar nicht mehr in den Süden ziehen würden, so Rey weiter. «Teile der Population des Weissstorchs oder des Rotmilans überwintern in Europa, weil sie wegen des Schneemangels mehr Nahrung finden.»