Mit neuen Bars und Restaurants gegen die Gewalt am Zürcher Utoquai?
Nach der Messerattacke am Utoquai in Zürich wurden Forderungen nach einem Waffen- und Alkoholverbot laut. Der Verein pro Nachtleben setzt auf andere Lösungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am vergangenen Samstag stach ein Unbekannter am Utoquai in Zürich zwei Menschen nieder.
- Nach der Attacke wurde die Forderung nach einem Waffen- und Alkoholverbot am Utoquai laut.
- Der Verein pro Nachtleben winkt ab und setzt auf andere Lösungsansätze.
Es ist ein weiteres leidiges Kapitel für die Seepromenade in Zürich. Am Utoquai sticht in der Nacht auf Samstag ein Unbekannter eine 18-jährige Frau und einen 21-jährigen Mann nieder. Beide werden mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert.
«Problem wird nur verlagert»
Die Gewalt am Utoquai ist rückblickend leider keine Seltenheit. Während des ganzen Sommers kam es immer wieder zu Gewaltdelikten an der Zürcher Seepromenade. Deshalb dachte Daniel Blumer, Kommandant der Stadtpolizei Zürich, öffentlich über ein Waffen- und Alkoholverbot rund um das Seebecken nach. In ausländischen Städten gäbe es bereits ähnliche Verordnungen.
Für den Verein Pro Nachtleben ist ein solches Verbot keine Lösung, der Gewalt am Utoquai entgegenzuwirken. «Wir stellen uns ganz klar gegen eine Verbotskultur am Utoquai», sagt Claudio Zihlmann, Präsident des Vereins. Gerade am Utoquai, wo viele nach Feierabend noch ein Bier trinken würden, würde ein Verbot die Falschen treffen. «Dies würde zudem das Problem vielmehr verschieben, anstatt es zu lösen», ist Zihlmann überzeugt.
Mehr Bars und Restaurants als Lösung?
Unterstützung für das Anliegen erhält der Verein auch von der Stadt Zürich. Karin Rykart (Grüne), Vorsteherin des Sicherheitsdepartements sprach sich gestern klar gegen ein Verbot aus. Auch eine umfassendere Überwachung mit Videokameras lehnt der Verein ab, zumal die Stadtpolizei bereits einmal einen zweimonatigen Versuch gewagt hatte.
Vielmehr solle am Utoquai die bestehenden Massnahmen weitergeführt werden, sagt Zihlmann. «Es sind dies erstens Polizeipräsenz ohne willkürliche Kontrollen und zweitens die Erhöhung der Beleuchtung am Utoquai.» Es liege nun in den Händen der Stadtpolizei, ob man diese Massnahmen weiter führen will oder nicht. Dabei helfen soll auch die Gruppe sip züri (Sicherheit, Intervention, Prävention).
Einen weiteren Ansatz sieht Zihlmann in der Infrastruktur am Utoquai. «Neue Bars und Restaurants am Utoquai sind sicher ein Weg, den man überdenken kann.» Wenn mehr Menschen am Abend am Utoquai unterwegs seien, könnte es auch mehr Kontrolle durch Selbstkontrolle geben, so Zihlmann.
In Bern gabs das «Peter Flamingo»
Positives Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Stadt Bern: Im Sommer 2018 wurde auf der Grossen Schanze die Pop-Up-Bar «Peter Flamingo» eröffnet. Früher war der Platz bekannt für Drogenhandel und Kriminalität. Anstatt Repression gab es dann im Sommer Party. Die Kriminalität sank – zumindest in diesen paar Monaten.