Nach Skandal beim ERZ: «Privilegien streichen passt nicht allen»
Ein «Kulturwandel» sollen Skandale wie sie bei der städtischen Abteilung für Entsorgung und Recycling passiert sind verhindern. Der neue Direktor erklärt wie.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Skandal um ERZ-Direktor Urs Pauli präsentiert die Stadt Zürich Massnahmen.
- Urs Pauli wurde freigestellt nachdem unter anderem eine schwarze Kasse auftauchte.
- Der neue Direktor hat nun die Strukturen beim ERZ angepasst und will einen Kulturwandel.
In zwei Sitzungen pro Woche versuchen die beiden neuen Leiter das ramponierte Schiff namens «Entsorgung und Recycling» doch noch rumzukriegen. Statt protzig mit BMWs als Dienstwagen setzt der neue ERZ-Direktor Daniel Aebli auf Bescheidenheit: «Ich selbst komme mit dem Fahrrad zur Arbeit und trinke meinen Kaffee aus recycleten Bechern». Er ist überzeugt: Nur mit gutem Führungsbeispiel kann er den Kulturwandel herbeiführen den das ERZ so dringend braucht.
Neue Strukturen und eine Austauschmöglichkeit
Damit Skandale, wie sie unter seinem Vorgänger Urs Pauli passiert sind, nicht mehr vorkommen, hat Daniel Aebli ganze Strukturen umgestellt. Er zentralisierte Beschaffungs- und Controllingmechanismen, verkleinerte die Geschäftsleitung und besetze Schlüsselpositionen neu. Ausserdem führte er eine Dialogplattform ein, wo sich Mitarbeiter aller Stufen austauschen können.
Schwarze Kasse, verschwundene Rechnungen, teure Dienstwagen
Der Knall kam im Mai: Urs Pauli, ehemaliger Direktor des Zürcher Entsorgungsamtes wurde per sofort freigestellt. Sein Vorgesetzter Filippo Leutenegger, Vorsteher des Tiefbau und Entsorgungsdepartements reichte eine Strafanzeige gegen Urs Pauli ein: Wegen Verdachts auf untreue Amtsführung. Die Details kamen langsam ans Licht. Ein BWM als Dienstauto, das nicht bewilligt war. 15 Millionen Franken die bei einem Neubau einfach kaschiert wurden. Zahlungen liefen über andere Konten, Rechnungen waren plötzlich nicht mehr auffindbar. Sogar eine schwarze Kasse kam ans Licht. Im Safe lagen verschiedene Couverts, die Bargeld im Wert von über 200'000 Franken enthielten.
Mehrere Instanzen untersuchen den Fall
Der Gemeinderat setzte zwei Komissionen ein um den Fall zu untersuchen. Die Geschäfts und die Rechnungsprüfungskommission. Im Bericht ist die Rede von «gravierenden fachlichen Mängeln und Regelverstössen» beim Logistikzentrum Hagenholz, wo die 15 Millionen Franken verschwanden. Die Kommissionen empfahlen die Einsetzung einer PUK (parlamentarischer Untersuchungskommission) die über andere Möglichkeiten verfügt, wie beispielsweise das Recht, Beamte zu befragen. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Fall ebenfalls auf strafrechtlich relevante Vorfälle.