Anleger stellen sich in den USA auf politischen Stillstand ein
An der Börse sorgt der Sieg Joe Bidens bei den US-Präsidentenwahlen für Aufwind. Ein grosser Unsicherheitsfaktor fällt nun weg.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sieg Joe Bidens bei den US-Wahlen sorgt für Aufwind an den Börsen.
- Besonders Bankaktien und konjunkturabhängige Werte sind in der Folge gefragt.
Der Grund für den Aufschwung: Da bei den Wahlen die «Blaue Welle» ausgeblieben ist und der Kongress damit weiterhin gespalten bleiben dürfte, stellen sich Anleger auf einen so genannten Gridlock - zu Deutsch Stillstand - ein.
Eine gegenseitige Blockade lasse keine grossen politischen Würfe zu. Damit dürfte es im US-Finanzsystem kaum zu einschneidenden Regulierungen kommen, was für Bankaktien wie Credit Suisse (+2,4%) und UBS (+1,9%) spreche, hiess am Montag unter Börsenhändlern.
Zudem dürfte das Fiskalpaket zur Stimulierung der US-Wirtschaft mit Biden als Präsident grösser ausfallen als unter Donald Trump. Typische zyklische Aktien wie diejenigen des Industriekonzerns ABB (+2,1%), des Zementriesen LafargeHolcim (+2,0%), des Logistikers Kühne+Nagel (+1,9%) und des Spezialchemieunternehmens Clariant (+2,4%) würden daher aktuell den krisensicheren Werten klar vorgezogen.
Defensive Titel im Abseits
Die defensiven Titel Nestlé (+0,1%), Givaudan (+0,6%) und die Pharmatitel Novartis (+0,3%) und Roche (-0,3%) sowie Lonza (-0,4%) gerieten daher ins Abseits. Dass mit Blick auf die Pharmawerte der demokratische Präsident die Arzneimittelhersteller enger an die Kandare nehmen könne, könnte zwar auch eine gewisse Rolle spielen. Händler glauben dies aber eben wegen des «Gridlock» eher nicht. Jegliche Reformen dürften nur einen begrenzten Umfang haben und viele Monate dauern, schreibt etwa Berenberg in einer Studie zum Pharmasektor.
Die Schweizer Börse legt insgesamt zu: Der Leitindex Swiss Market Index (SMI) gewinnt am späteren Vormittag 0,8 Prozent auf 10'405,53 Punkte, der marktbreite SPI ebenfalls 0,8 Prozent auf 12'940,46 Stellen.