Argentinien einigt sich mit Gläubigern auf Umschuldung

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Argentinien,

Kurz vor Ablauf einer Frist hat sich das von Zahlungsunfähigkeit bedrohte Argentinien mit wichtigen Gläubigern auf eine Umschuldung geeinigt.

Ein Strassenverkäufer in Buenos Aires
Ein Strassenverkäufer in Buenos Aires - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Land wäre sonst womöglich endgültig zahlungsunfähig geworden.

Mit den drei Gläubigergruppen sei eine Vereinbarung zur Umschuldung von 66 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro) erzielt worden, teilte das Wirtschaftsministerium des Landes am Dienstag mit. Der Mitte-Links-Präsident Alberto Fernández zeigte sich erleichtert und begrüsste diese Lösung für «eine unmögliche Schuld inmitten der grössten Wirtschaftskrise, an die man sich erinnern kann, und inmitten der Pandemie».

Die Frist für eine Einigung wäre am Dienstag um 23.00 Uhr MESZ abgelaufen. Ohne einen Kompromiss über die Umschuldung der Verpflichtungen hätte das südamerikanische Land, das bereits seit Mai Rückzahlungen in Milliardenhöhe nicht geleistet hat, endgültig zahlungsunfähig werden können. Im Jahr 2001 war es bereits zu einer dramatischen Schuldenkrise in Argentinien gekommen, das Land musste einen Zahlungsausfall von hundert Milliarden Dollar erklären.

Argentinien hatte den Gläubigern in den seit drei Monaten geführten Verhandlungen zuletzt angeboten, 53,5 Dollar (rund 45,5 Euro) für einhundert geliehene Dollar zurückzuzahlen. Die Gläubiger - darunter insbesondere die drei Gruppen Exchange Bondholders, Ad Hoc et Argentina Creditor Committee - forderten 56,5 Dollar pro einhundert Dollar Schulden. Die Einigung sieht nach Angaben aus Regierungskreisen nun über 54 Dollar und veränderte Zahlungskonditionen vor.

Das Land leidet seit Jahren unter einer schweren Wirtschaftskrise. Die Staatsverschuldung liegt bei insgesamt 324 Milliarden Dollar. Dies entspricht rund 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Wirtschaft leidet zusätzlich unter der Corona-Krise. Seit 2018 steckt Argentinien bereits in einer Rezession, für dieses Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) wegen der Corona-Pandemie mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um 9,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Inflation lag 2019 bei über 50 Prozent.

Die Schulden, um die es bei den Verhandlungen mit den Gläubigern ging, machen etwa ein Fünftel der gesamten argentinischen Staatsverschuldung aus. Vereinbart wurde nun auch, dass Argentinien seine Zahlungsmodalitäten verändert. Zahlungen sind nun im Januar und nicht im März jeden Jahres vorgesehen, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Es sprach von einer «bedeutenden Erleichterung» für das hochverschuldete Land. Bis zum 24. August sollen nun noch alle Details der Einigung festgezurrt werden.

Die Verhandlungen waren ab dem 20. April gelaufen und umfassten Schuldtitel aus den Jahren 2005 bis 2010, die aus einer vorherigen Umschuldung hervorgegangen waren, sowie neue Schuldtitel von ab 2016.

Präsident Fernández zeigte sich «sehr zufrieden» und sprach in einem Interview von «einem Lichtstreif am Horizont». Doch trotz der Vereinbarung und der Erleichterung der argentinischen Regierung warnten Experten, dass Argentinien damit noch längst nicht auf der sicheren Seite sei. Nikhil Sanghani, Analyst bei Capital Economics, äusserte offen Zweifel, dass die argentinische Schuldenlast «auf mittlere und lange Sicht» tragbar sei.

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