Nach einer Reihe von Forschern hat auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr deutlich abgesenkt.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Lieferengpässe und anhaltende Corona-Vorsichtsmassnahmen bremsen Erholung.
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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2021 um 2,6 Prozent anziehen, wie das IfW am Donnerstag mitteilte - zuvor war es von einem deutlich höheren Plus von 3,9 Prozent ausgegangen. Die IfW-Forscher erwähnten als Gründe anhaltende Lieferprobleme und die noch nicht ausgestandene Corona-Pandemie.

Der Aufschwung in Deutschland verliere «zunächst an Fahrt», erklärte das IfW, er bekomme über das Winterhalbjahr «eine Delle» und verlagert sich demnach ins neue Jahr. Daher hoben die Forscherinnen und Forscher ihre Prognose für 2022 auf ein kräftiges Plus von 5,1 Prozent an, nachdem sie zunächst von 4,8 Prozent ausgegangen waren.

Anhaltende Vorsichtsmassnahmen angesichts der Corona-Pandemie sowie die Lieferprobleme bei Vorprodukten erwiesen sich als «hartnäckiger und gravierender als erwartet», hiess es in der Studie. Allein die Lieferengpässe dürften die Industrie in diesem Jahr 40 Milliarden Euro an Wertschöpfung kosten, rechneten die Ökonomen vor. Allerdings könne ein grosser Teil davon nachgeholt werden, sobald sich die Lage bei den Lieferketten entspanne. Durch das erwartete Abflauen der Pandemie dürften kommendes Jahr auch weite Teile der Dienstleistungsbereiche wieder zum Normalbetrieb zurückkehren.

Das IfW rechnet daher damit, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2022 wieder Vorkrisenniveau erreicht - das ist allerdings ein halbes Jahr später als noch im Sommer erwartet. Der private Konsum dürfte 2022 mit fast acht Prozent «so kräftig zulegen wie noch nie in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte», prognostizierte das IfW. In der Pandemie habe sich eine Menge Kaufkraft aufgestaut.

Zudem rechnet das IfW zunächst mit einem weiteren Anstieg der Inflation, die in diesem Jahr «in der Spitze die vier-Prozent-Marke reissen dürfte». Der Teuerungsdruck werde sich nur allmählich abbauen und erst 2023 werde die Inflation wieder die zwei-Prozent-Marke unterschreiten, hiess es.

Am Mittwoch hatte das Ifo-Institut eine ganz ähnliche Einschätzung abgegeben und ebenfalls erklärt, dass sich die Erholung der deutschen Wirtschaft auf das nächste Jahr verschieben werde. Die Münchner Forscher senkten die Konjunkturprognose für 2021 auf ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent ab - im Sommer waren sie noch von 3,3 Prozent ausgegangen. Die deutsche Konjunktur sei «gespalten». Während sich die Dienstleistungsbereiche derzeit «kräftig» von der Krise erholten, schrumpfe die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe.

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