Auf Digitec werben die Hersteller selber

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Bei Online-Händler können Händler Werbe-Artikel schreiben. Konsumentenschützer finden das weniger gut, ein E-Commerce-Experte hingegen schon.

Dobler FDP Digitec
Dobler ist Mitgründer von Digitec. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Online-Händler Digitec können Hersteller Werbe-Artikel publizieren lassen.
  • Beim Konsumentenforum kommt diese Methode schlecht an.

Digitec setzt voll auf Transparenz. In der aktuellen Werbekampagne wirbt der Online-Händler mit Kundenfeedbacks. Unzensiert. «Ein Tintenfresser sondergleichen, null Punkte für dieses Miststück», kommentiert ein Kunde. Ungefiltert wird der Wortlaut in den Digitec-Werbespots aufgenommen.

Nicht nur die Kunden kommen bei Digitec zu Wort, sondern auch die Hersteller. Nicht in Werbespots, aber auf der Homepage. Als «Sponsored Content» werden die Beiträge bezeichnet, deren Inhalt die Hersteller bestimmen. Und dafür Digitec bezahlen. In einem Beitrag über den Kamera-Hersteller Go Pro steht dann etwa: «Go Pro bietet dir von der perfekten Kamera über das passende Zubehör bis hin zu tollen Apps zum Bearbeiten und Teilen deiner Videos alles, um dich glücklich zu machen.»

«Verschleierungstaktik»

Dominique Roten, Sprecher vom Konsumentenforum KF hält das Format für problematisch. Weil «der offensichtliche Beweggrund der Werbemacher ist, mit Hilfe einer Verschleierungstaktik gegenüber Konsumenten sachlich und objektiv zu erscheinen.»

Gesponserte Beiträge sind auf vielen News-Plattformen Realität. Doch warum lässt ein Online-Händler bei sich werben? «Es handelt sich um eine zusätzliche Einnahmequelle und um eine Möglichkeit der Zusammenarbeit, die viele Hersteller schätzen», sagt Digitec-Sprecher Alex Hämmerli. Überflutet wird die Digitec-Homepage von gesponserten Beiträgen nicht: «Es gibt bei uns eine beschränkte Anzahl Plätze für bezahlte Inhalte.» Zudem entscheide immer Digitec, was auf die Webseite kommt.

«Aus Händler-Sicht sinnvoll»

Rückendeckung erhält Digitec von Darius Zumstein, E-Commerce-Experte von der Hochschule Luzern. «Aus Sicht des Online-Händlers macht es durchaus Sinn, Werbung von Dritten zu publizieren.» So könne zusätzlicher Inhalt den Nutzern einen Mehrwert bieten. Gleichzeitig steige die Webseite im Suchmaschinen-Ranking auf. «Online-Händler tun gut daran, verschiedene neue Geschäftsmodelle zu testen und sich zu differenzieren», ergänzt Zumstein. «Und innovative Werbeformen gehören auch dazu.»

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